Die wesentliche Hürde für das E-Rezept ist aktuell der Zugang zur Gematik-App. Das steht für den Arzt Dr. Nicolas Conze fest. Er ist derzeit als Weiterbildungsassistent in einer Arztpraxis in Westfalen-Lippe tätig. Seit etwa vier Monaten werden dort digitale Verordnungen ausgegeben. Insgesamt liege der Anteil gemessen an allen Rezepten bei unter 1 Prozent. Auch wenn die Praxis nicht direkt davon profitiere, begrüßt er den offiziellen Roll-out.
Conze arbeitet in einer Praxis, in der möglichst viele Prozesse digitalisiert und standardisiert wurden. „Für uns ist die Einführung des E-Rezepts überhaupt nicht schwer gewesen“, sagt der 28-Jährige. Flächendeckend würden digitale Verordnungen jedoch nicht genutzt. Zu wenige Patient:innen hätten die Gematik-App. Ausgedruckte QR-Codes würden bei ihm nicht ausgestellt. Insgesamt seien bisher „ein paar Dutzend E-Rezepte“ verschickt worden.
Das Problem sei, dass das E-Rezept an der App scheitere. „Kein Mensch hat Lust, noch mehr Codes per Brief zu bekommen. Wenn man für die App nur die Gesundheitskarte ans Handy halten müsste und einen Fingerabdruck bräuchte, wäre die Hürde kleiner.“ Dazu komme, dass die digitalaffinen Patient:innen oft jünger seien und – wenn überhaupt – etwa einmal pro Jahr ein Rezept benötigten.
Auch für ihn persönlich birgt das E-Rezept Nachteile. Während er als Weiterbildungsassistent die Druckaufträge für Papierrezepte erstellen und diese im Auftrag unterschreiben dürfe, könne er kein E-Rezept freischalten. Aus ärztlicher Sicht gebe es kaum Vorteile, das E-Rezept zu nutzen. „Profiteure sind die Patienten und das sollen sie auch sein. Wir machen hier auch keine Medizin, damit es den Apotheken gut geht.“ Die nächstgelegene Apotheke etwa habe zuletzt mitgeteilt, dass sie noch nicht E-Rezept-ready und noch in der Schulungsphase sei. „Seit heute sollten sie soweit sein.“
Für ihn als junger Arzt sei die Digitalisierung des Gesundheitswesens eine Voraussetzung. Dass manche Praxen mit der Einführung hadern, versteht er: „Wir haben einen Techniker im Hintergrund, der Konnektoren bestellt und das Verwaltungssystem verantwortet.“ Wenn eine Praxis jedoch noch sehr „papierlastig“ sei, sei das E-Rezept als „singuläre digitale Maßnahme“ keine Erleichterung. „Ich kann nachvollziehen, dass es aufwendig erscheint, die Praxis zu digitalisieren. Das ganze Konstrukt aus Konnektoren, elektrischen Signaturen oder Heilberufsausweis ist zunächst viel. Da gibt es viele Dinge zu organisieren.“ Man müsse Geld und Zeit investieren.
Insgesamt bewertet Conze den Start des Roll-outs als richtige Entscheidung in die richtige Richtung. „Es ist wichtig, dass man startet und die Digitalisierung ausbaut. Ich bin zufrieden mit dem Stand“, sagt er. Wenn jetzt noch Stolpersteine wie der Zugang zum E-Rezept erleichtert werde, sei man auf einem guten Weg.
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