Pharmatechnik: Die meisten E-Rezepte sind von uns Alexander Müller, 15.03.2022 12:43 Uhr
Pharmatechnik gilt in Sachen E-Rezept als der Musterschüler unter den Softwarehäusern. Den Start in der Modellregion hatte das Starnberger Unternehmen begleitet und auch in der erweiterten Testphase ist Pharmatechnik laut Geschäftsführer Lars Polap Vorreiter. Er rechnet mit einem deutlichen Anstieg an elektronischen Verordnungen in den kommenden Wochen.
Das Dashboard der Gematik weist zum heutigen Tag 4420 eingelöste E-Rezepte aus. Und die meisten davon seien über Pharmatechnik-Systeme gelaufen, so Polap, nämich insgesamt 2030. Und 306 E-Rezepte wurden nach seinen Angaben im eigenen Rechenzentrum DRZ abgerechnet. Polap glaubt trotz der zuletzt heiß diskutierten Aussagen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht, dass der politische Druck auf die Einführung nachgelassen hat. „Auf BMG-Ebene arbeiten alle intensiv daran, den Feldtest voranzutreiben“, so Polap.
Im ersten Quartal seien viele weitere Anbieter von Praxisverwaltungssystemen aufgeschaltet worden, ebenso viele Praxen und Apotheken. Dass zur Jahresmitte die im Test zunächst avisierte Grenze von 30.000 E-Rezepten erreicht werde, sei nicht unmöglich, so Polap. Dass in einer Testphase immer auch Probleme auftreten würden, sei ganz natürlich.
Laut Pharmatechnik-Chef Dr. Detlef Graessner haben bereits 430 Apotheken mit Systemen von IXOS oder XT mindestens ein E-Rezept eingelöst. Das entspricht etwa 10 Prozent der Kund:innen des Softwarehauses.
Einer davon ist Ralf König, der in seinen Apotheken nach eigenen Angaben sogar schon 60 E-Rezepte bearbeitet hat. Probleme seien bislang nicht aufgetreten. „Und die Rezeptkontrolle ist praktisch kein Aufwand mehr.“ Für König war wichtig, dass sich das ganze Team mit den Prozessen vertraut macht. Denn was nicht gehe, sei, Kunden zu vertrösten, weil der, der E-Rezept kann, erst morgen wieder da ist“.
Der niedergelassene Arzt Dr. Nicolas Kahl berichtete aus seiner Praxiserfahrung mit dem E-Rezept. Er ist insgesamt sehr zufrieden, nur die Verarbeitung einer Einzelsignatur dauere derzeit noch etwa zehn Sekunden. Darauf könne er zwar reagieren und die Abläufe bei der Behandlung umstellen – beispielsweise die Einnahme der verordneten Medikamente erklären, während das Rezept ausgestellt wird. Trotzdem: „Das dürfte gern noch etwas schneller gehen.“ Noch eine Beobachtung aus der Praxis: Zu wenige Patient:innen hätten die App der Gematik. Gerade ältere Personen hätten Vorbehalte und wollten ihr Rezept lieber ausgedruckt. Von seiner eigenen Standesvertretung würde sich Kahl mehr Offenheit wünschen: „Wir können uns dem Thema nicht ewig verschließen.“