Beim E-Rezept zeigen sich im Alltag an verschiedenen Stellen weiter Schwierigkeiten. Gerade im Notdienst ist es für Apotheken nicht einsehbar, welche Arzneimittel verordnet wurden. Bastian Zellmer registrierte über Ostern, dass im ärztlichen Bereitschaftsdienst jetzt wieder auffallend viele Papierrezepte ausgestellt wurden.
Am Ostersonntag wurden bundesweit rund 80.000 E-Rezepte eingelöst. Im Durchschnitt wurden sonntags zuletzt rund 100.000 E-Rezepte gezählt, der Rückgang könnte zuvorderst mit den Feiertagen zu tun haben. Aber im hessischen Ebersburg stellte Zellmer fest, dass auffallend mehr Papierrezepte vorgelegt wurden. Der ärztliche Bereitschaftsdienst sei wieder vermehrt dazu übergegangen, Muster-16-Rezepte auszustellen, sagt er. Das sei unkomplizierter. Gerade in Notfällen könnten Apotheken, die ein Medikament nicht vorrätig haben, mit einem gedruckten Rezept bei anderen Apotheken anfragen.
Generell sei der Notdienst am Ostersonntag überschaubar gewesen, so der Inhaber der Apotheke Schmalnau. „Mir ist aber deutlich aufgefallen, dass doch nicht alles über das E-Rezept läuft.“ Von etwa 20 Verordnungen seien zehn auf Papier ausgestellt gewesen. Zudem hätte es mehrere Anrufe von Kundinnen und Kunden gegeben, die gefragt hätten, ob das verordnete Arzneimittel vorrätig sei. Diese Möglichkeit der Kontrolle werde den Patientinnen und Patienten mit dem E-Rezept genommen.
Die Aufrufe, zu Ostern auf Papierrezepte zu setzen, scheinen gehört worden zu sein, so der Apotheker. „Es kann doch auch nicht sein, dass die Patienten so uninformiert durch die Gegend geschickt werden.“ Die meisten Notfälle würden durch eine Apotheke in der Nähe der Bereitschaftspraxis im etwa 20 Kilometer entfernten Fulda abgefangen.
Der Apotheker ist grundsätzlich kein Gegner der neuen Technik. Aber es gebe auch drei Monate nach der verbindlichen Einführung viel Nachhol- und Aufklärungsbedarf. Gerade für die ältere Bevölkerung, die die meisten Arzneimittel bekämen, sei das Verfahren nicht gemacht. „Für Jüngere ist das kein größeres Problem.“
Er hätte eine freie Wahl zwischen E-Rezept und Papierrezept bevorzugt – oder zumindest eine begrenzte Aufhebung des Zuweisungsverbots: Praxen sollten im Namen der Patientinnen und Patienten eine Apotheke auswählen und die Rezepte per KIM dorthin schicken dürfen, betont er. „Es gäbe so viele schönere Möglichkeiten, das E-Rezept ist die Maut des Gesundheitssystems.“
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