Zwei Wochen nach dem ersten Auftreten von technischen Störungen beim Einlösen des E-Rezepts halten die Probleme an. Erneut warnt die Gematik vor „Beeinträchtigungen des OCSP-Responders“ bei Medisign. Von Umsatzausfällen bei Apotheken wegen nicht einlösbarer Verordnungen weiß das Tochterunternehmen von Apobank und DGN (Deutsches Gesundheitsnetz Service) nichts.
Dienstag, 7.55 Uhr: Erneut informiert die Gematik über die morgentliche Beeinträchtigung beim E-Rezept, wenn es über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) abgerufen wird. Wie bereits am Montag, am vergangenen Donnerstag oder vergangenen Montag ist es die Statusabfrage bei Medisign, die Probleme bereitet. Um 9 Uhr soll die Störung behoben sein – Apothekenangestellten wird wieder empfohlen, die Gesundheitskarte mehrfach ein- und auszustecken.
Die Gematik weist seit zwei Wochen auf die Störung hin. Medisign ist seitdem laut eigenen Angaben auf Fehlersuche: „Selbstverständlich sind wir seit dem erstmaligen Auftreten dieser Fehlerbilder intensiv mit einem Expertenteam unter Hinzuziehung der Gematik dabei, die Ursache eindeutig zu identifizieren und umgehend zu beheben“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Bei den internen Tests zeige sich keine Störung. „Von uns vorsorglich durchgeführte Lasttests waren bisher unauffällig und konnten leider die betriebliche Fehlerstellung in der Produktivumgebung nicht widerspiegeln.“
Mit „Hochdruck“ werde an der Optimierung der Systeme gearbeitet. Zum Ausfall am gestrigen Montag erklärt Medisign: „Aus bisher noch nicht abschließend geklärten Gründen war am Montagmorgen kurzzeitig eine weit überdurchschnittliche Anzahl von Anfragen feststellbar.“ Diese große Datenmenge habe zu Verzögerungen in der Abwicklung der einzelnen Prozesse geführt. „Wir weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die betroffenen Dienste kurzfristig wieder zur Verfügung standen.“
Die sich häufenden Ausfälle spiegeln sich auch bei der Zahl der eingelösten E-Rezepte wider: Auch wenn vergangene Woche die Marke von 100 Millionen E-Rezepten geknackt wurde, fehlten am Freitag im Vorwochenvergleich 447.570 Verordnungen, das entspricht einem Rückgang um 5 Prozent. Immer mehr Apothekeninhaber:innen beklagen deshalb Umsatzausfälle. Manche sprechen von einem „wirtschaftlichen Desaster“. Von Forderungen nach Schadensersatz für betroffene Apotheken weiß Medisign nichts: „Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind uns Verdienstausfälle aufgrund von Betriebseinschränkungen nicht bekannt“, sagt die Sprecherin.
Apotheker Aristide Reidel aus Rheinland-Pfalz verweist auf ein weiteres Problem: Wegen der Ausfälle könne er seinem Versorgungsauftrag nicht nachkommen. „Die Gematik bestreikt uns“, kritisiert der Inhaber der Laurenzi-Apotheke. Die Apotheke erhalte keine Information über das verordnete Arzneimittel und könne deshalb auch nicht den Botendienst schicken. „Mir gehen Patienten verloren.“ Das System E-Rezept breche zusammen, weil die Kapazitäten nicht stimmten. „Da hat jemand gesagt, er kann einen 40-Tonner liefern und es kommt nur ein Pick-up, auf dem nur noch ein Rasenmäher passt.“
Wie viele Apotheken von den Ausfällen wegen der Beeinträchtigungen bei Medisign betroffen sind, kann das Unternehmen nicht mitteilen: „Wir können keine Aussagen darüber treffen, wie viele Apotheken konkret und in welchem Ausmaß betroffen waren. Kund:innen, denen Unannehmlichkeiten entstanden sind, bitten wir um Entschuldigung.“ Der Anbieter betont, dass Störungen der Gematik „umgehend“ gemeldet würden. Dazu sei man verpflichtet.
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