„Völlig neuer Arbeitsmodus“

Leyck Dieken: „Lauterbach is in love with Gematik“

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Berlin -

Die Gematik will nicht länger im Theorieraum ihre Produkte entwickeln, sondern unter intensiver Einbindung der Heilberufler:innen. „Wir sind in einem völlig neuen Arbeitsmodus“, erklärte Gematik-Chef Dr. Markus Leyck Dieken soeben bei der Digitalkonferenz VISION.A powered by APOTHEKE ADHOC.

„Lauterbach is in love with Gematik“, versicherte Leyck Dieken und erklärte auch den Grund: Anders als früher arbeite die Gematik nicht mehr ausschließlich mit technischem Sachverstand, sondern unter enger Einbindung derjenigen, die später mit den Anwendungen arbeiten müssten. Das E-Rezept sei jetzt das erste Projekt, bei dem dieser Ansatz verfolgt werde. „Wir werden kein einziges Produkt mehr entwickeln, bei dem nicht schon in der Konzeptionsphase eine substanzielle Gruppe an Nutzern eingebunden wird.“

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Lauterbach habe mit dem Stopp der Einführung des E-Rezepts eine gute Entscheidung getroffen, sagt Leyck Dieken. „Natürlich wünsche ich mir mehr Lebendigkeit. Wir wollen gewissen Schwung und ein gewisses Tempo.“ Aber es sei wichtig, in der Testphase Dinge gut betrachten zu können. Daher gehe es auch nicht darum, möglichst schnell möglichst viel zu testen, sondern möglichst gründlich.

Er sei traurig, dass das E-Rezept in Deutschland so ein schlechtes Image habe. „Das ist kein Monster“, versicherte er, sondern könne in wenigen Minuten ausgestellt werden. Die E-Rezept-App etwa sei eine überzeugende App, es gebe viel zu reden, aber nicht, dass die Dienste der Gematik nicht funktionieren würden. „Das tun sie nämlich seit 2021.“ Zudem gehe die Gematik „immer mehr raus.“ Vielmehr habe man bewusst Ärzt:innen und Apotheker:innen als Testimonials an Bord genommen, die den Kolleg:innen die Angst nehmen sollen. Wichtig sei ihm auch, dass man erst einmal das System teste, bevor man sich darüber aufrege.

Man teste nicht mehr die TI-Systeme. „Das ist nicht unser Kopfschmerz. Wir testen die PVS-Systeme und die Apothekensoftware.“ Man wolle das breite Spektrum sehen, denn im Grunde mache man die Tests für die EDV-Anbieter. Nur zwei Hersteller hätten sich rechtzeitig beteiligt, „alle anderen sind nicht gekommen“. Daher mache man nun publik, welche Systeme getestet würden.

An der Bevölkerung werde es nicht scheitern, die Verbraucher:innen seien vom Nutzen überzeugt. Entscheidend seien die Leistungserbringer, die begreifen müssten, dass Digitalisierung mehr sei als reine Deko. Sehr zufrieden sei man mit den Zahnärzten, die Beteiligung sei sehr gut und die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen (KZV) sehr engagiert. Bei den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) sei das Bild sehr breit gestreut, es sei aber wichtig, dass alle sehen, wie wichtig es sei, rechtzeitig vor dem Start möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. „Es ist nicht glaubwürdig, eine Testphase zu fordern und sich nicht zu beteiligen.“

Auch bei den Apotheken sehe man, dass die Visionen durchaus mitgetragen würden. „Alle wissen, dass das E-Rezept kommen wird, und bereiten sich darauf vor.“ Er gehe davon aus, dass die Apotheken im Sommer geschult seien und das System beherrschten. „Natürlich müssen die Verschreibenden die Sicherheit haben, dass der Patient das ausgestellte E-Rezept auch einlösen kann.“

Leyck Dieken versicherte: „Für alle im Gesundheitswesen wird das E-Rezept von Vorteil sein.“ Deutschland sei das 18. Land in Europa und damit vergleichsweise spät dran. „Ärzte und Apotheker werden sehen, dass das E-Rezept viele Möglichkeiten bringt, etwa bei der Prüfung von Risiken oder Rückrufen.“ Das E-Rezept sei nicht das durchleuchtete Muster-16-Rezept. „Ich erwarte von allen Ärzten und Apothekern, dass sie das verstehen.“

Lebendigkeit komme aus dem Markt, Aufgabe der Gematik sei es, die Funktion und Interoperabilität sicherzustellen. Erstmals sei das E-Rezept auf internationale Standards programmiert. Zuvor sei in einer Sprache programmiert worden, die es nur in Deutschland gebe. Es gehe darum, vom Sütterlin wegzukommen, überzeichnete Leyck Dieken. Die Portugiesen könnten ihr Rezept nach Finnland schicken. Es sei blamabel, dass „wir unser Rezept nicht nach Österreich versenden können“. Mit dem aktuellen Standard sei das E-Rezept „mit viel Kampf in internationalen Standard eingekleidet“ und werde wahrscheinlich Ende 2023/24 Teil des europäischen Netzwerks.

Perspektivisch gehe es darum, die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen voranzutreiben, um auch die Berufsperspektiven attrakiver zu machen. Das E-Rezept sei die „Machete“, mit der man als erstes eine Bresche durch den Dschungel schlagen werde.

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