In Berliner Praxis

Lauterbach testet E-Rezept

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Berlin -

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) testet heute das E-Rezept. Dazu wird er eine Praxis in Berlin besuchen.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) bestätigte den Termin auf Nachfrage, nannte aber keine Details. Es ist kein presseöffentlicher Termin: Da es eine Arztpraxis ist, ist demnach nicht genügend Platz für Medienverteter vorhanden. Auf Einladung des BMG ist nur die Nachrichtenagentur dpa vor Ort.

Spannend wird die Einschätzung Lauterbachs – auch vor dem Hintergrund der zuletzt bekannt gewordenen datenschutzrechtlichen Probleme und den sich daraus ergebenden Einschränkungen. Zum Start in der kommenden Woche wird es nur in Westfalen-Lippe kommen; Schleswig-Holstein war Anfang der Woche wegen der fehlenden Praktikabilität ausgestiegen.

Kurz nach seinem Amtsantritt hatte Lauterbach die geplante verpflichtende Einführung Ende vergangenen Jahres auf den letzten Metern gestoppt. Auch danach äußerte er sich weiter extrem kritisch: „Ich habe einen Überblick gewonnen, wo wir beim E-Rezept stehen, und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass wir noch nicht ‚ready for party‘ sind.“ Das System sei fehleranfällig, der Nutzen sei nicht klar. „Was bringt ein E-Rezept, das ich ausdrucken muss. Das kann noch nicht überzeugen.“

„Dinge wie E-Rezept und elektronische Krankschreibung müssen kommen, aber nicht so“, so Lauterbach. Denn es sei kontraproduktiv für die Akzeptanz aller Beteiligten, wenn man Dinge durchboxe, die keinen spürbaren Nutzen hätten. Er sieht sogar das Risiko, dass sich das sehr negativ auf die Patientenbehandlung auswirken könnte. „Das ist überhaupt nicht mein Ansatz.“ Er wolle Applikationen fokussieren, bei denen Patienten und Ärzte den Nutzen spürten, und die digitale Vernetzung von ambulantem und stationärem Bereich vorantreiben: „Was wirklich helfen würde, wäre die Digitalisierung von Befunden mit der Möglichkeit einer Suchfunktion. Das macht die Medizin definitiv besser.“ Hier sei er für ein „Windhundrennen“, um die Entwicklung deutlich zu beschleunigen.

Später änderte er seine Einschätzung plötzlich und sprach im Zusammenhang mit dem anstehenden Roll-out von einem „Durchbruch für die Digitalisierung“. Lauterbachs Einschätzung: „Das E-Rezept ist ein Gewinn für Patienten, Ärzte und Apotheker. Es steigert die Arzneimittelsicherheit und spart Zeit und Wege. Das E-Rezept wird sich in der Praxis bewähren und dann schnell bundesweit Anwendung finden. Es ist der Beginn der überfälligen digitalen Revolution in unserem Gesundheitssystem.“

Bereits vor drei Jahren hatte Lauterbachs Vorgänger Jens Spahn (CDU) sich das E-Rezept in der Praxis zeigen lassen. In Halle an der Saale hatte die Wohnungsgenossenschaft Freiheit ihr Modellprojekt „Haendel II“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter anderem ließ Spahn per Videoschaltung seinen Blutdruck messen. Außerdem wurde ein E-Rezept für eine Testperson ausgestellt und in der nahegelegenen Niemeyer-Apotheke eingelöst. Inhaberin Ursula Gütle bewertete das Modellprojekt damals als nicht zu Ende gedacht.

 

 

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