Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im deutschen Gesundheitswesen wird nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu einer spürbaren Verbesserung der medizinischen Behandlung führen. „Außerdem kann die KI Forschung ermöglichen, die wir derzeit nicht machen können“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in einem Podiumsgespräch mit Microsoft-CEO Satya Nadella in Berlin.
Wenn Anfang 2025 dann die E-Patientenakten (ePa) für alle Versicherten komme, verfüge Deutschland über ein System, das quasi die gesamte Bevölkerung abdecke. Damit sei man, was den Datenpool angehe, sogar besser aufgestellt als die USA, weil dort das Gesundheitswesen so zerklüftet sei. Lauterbach betonte gleichzeitig, dass man Patienten stets die Möglichkeit geben müsse, die Teilnahme abzulehnen („Opt-out“).
Als Beispiel für einen potenziell erfolgreichen KI-Einsatz im Gesundheitswesen nannte Lauterbach das Zusammenbringen von Krebspatienten, die eine bestimmte genetische Variante der Krankheit haben, mit passenden wissenschaftlichen Studien. Bislang wisse kein Forscher, der an einer Studie arbeite, wo genau er geeignete Patienten finden könne. Und die Patienten wüssten nicht, welche passenden Studien gerade laufen. Mit Hilfe von KI könne man ähnlich wie bei einer Dating-App beide Seiten zusammenführen.
Microsoft-CEO Nadella sagte, auch in Deutschland werde sich KI-Technologie durchsetzen. Microsoft gehört seit der Übernahme des Sprachverarbeitungsspezialisten Nuance zu einem wichtigen Akteur im Gesundheitswesen. Nuance hat ursprünglich Diktiersoftware für Ärzte, Rechtsanwälte und andere Berufsstände entwickelt. Seit der Übernahme durch Microsoft 2021 wird die Nuance-Software zu einer kompletten KI-Lösung für Menschen im Gesundheitswesen ausgebaut.
Im Gespräch mit Nadella machte sich Lauterbach für einen strengen Schutz der Patientendaten stark. Man müsse die Bevölkerung nicht nur allgemein über die Chancen der Technologie informieren, sondern auch über Risiken und Unsicherheiten sprechen. „Es gibt eine Reihe von Dingen, die wir derzeit nicht perfekt kontrollieren können, und auch das müssen wir offen ansprechen.“
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