Lauterbach für E-Rezept per Mail und SMS dpa, 26.08.2022 13:26 Uhr
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dringt auf einen breiter angelegten Start für elektronische Rezepte und will dafür auch noch einfachere Wege eröffnen. „Wir müssen das jetzt schnell ausrollen“, sagte der SPD-Politiker am Freitag.
Lauterbach sprach sich dafür aus, dass digitale Rezept-Codes außer über eine spezielle App für Smartphones auch per Mail oder SMS übermittelt werden können. Dazu sei man unter anderem zu Datenschutzfragen im Gespräch, um eine Lösung zu finden. Lauterbach machte deutlich, dass er dies auch für die ganz normale elektronische Gesundheitskarte anstrebt, die alle Versicherte haben – und nicht erst für eine modernere Version der Karte mit spezieller Technologie.
Mit Blick auf einen Starttermin für einen flächendeckenden Einsatz von E-Rezepten verwies der Minister auf die nun noch neu vorgesehenen einfacheren Lösungen. „Wenn das alles klappt, denke ich, sind wir im nächsten Jahr da wirklich gut unterwegs.“
Lauterbach informierte sich in einer Arztpraxis im Stadtteil Friedrichshain über den Einsatz der digitalen Anwendung für Rezepte. In der nahe gelegenen BezirksApotheke wurde das Rezept mit drei Positionen dann eingelöst, allerdings nur für das mitgereiste Kamerateam und nicht durch den Minister persönlich.
Nach einer Testphase soll an diesem Donnerstag eine schrittweise Einführung des E-Rezepts in Praxen und Kliniken in der Region Westfalen-Lippe und bei Zahnärzten in Schleswig-Holstein anlaufen. Für andere Praxen im Norden hatte die Kassenärztliche Vereinigung (KVSH) einen Rückzug erklärt – weil eine Übermittlung per Mail und SMS dort untersagt worden sei.
Tatsächlich hatte die Datenschutzbeauftragte des Landes nach einer beauftragten Prüfung darauf hingewiesen, dass der Mailversand nicht sicher sei. Das liegt vor allem daran, dass der QR-Code beispielsweise in Apps von Versandapotheken ausgelesen werden kann und so auch Dritte Zugriff auf sensible Gesundheitsdaten erhalten könnten.
Ab Donnerstag sollen auch Apotheken bundesweit E-Rezepte annehmen, laut TI-Dashboard der Gematik sind Stand heute 10.353 der rund 18.000 Apotheken startklar.
Gematik-Chef Dr. Markus Leyck Dieken erläuterte, dass in den beiden Modellregionen nun strukturiert Beobachtungen zur Einführung gemacht werden sollen. Es sei aber schon jetzt jeder Behandler in Deutschland mit entsprechender Software eingeladen, Erfahrungen zu sammeln. Bald würden E-Rezepte, die in 18 europäischen Ländern längst etabliert seien, dann auch ganz normal als täglicher Service empfunden.