Deutliche Kritik an BMG und Gematik

KVen: E-Rezept-Einführung ist „politische Erpressung“

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Berlin -

Die Ärztinnen und Ärzte laufen Sturm gegen die angekündigte Einführung des E-Rezepts ab dem dritten Quartal. Insbesondere bei den Kassenärztlichen Vereinigungen in Schleswig-Holstein und Bayern hat man keinerlei Verständnis. Das Szenario sei absolut unrealistisch.

Bei der Gesellschafterversammlung der Gematik am Montag wurde ein Plan für den stufenweisen bundesweiten Roll-Out des E-Rezepts als Beschlussvorlage vorgelegt. Eine Entscheidung dazu gab es nicht, dies soll nun Ende Mai bei einer Sondersitzung nachgeholt werden. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) als Mehrheitsgesellschafter kündigte gegenüber den an der Gematik beteiligten Verbänden bereits an, dass es diesen Schritt durchziehen will. Zuerst wird demnach die Umsetzung in den Bundesländern Schleswig-Holstein und Bayern am 1. September 2022 verpflichtend.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen Bayerns und Schleswig-Holsteins sind nach eigenen Angaben dazu erst einen Tag später, nämlich am Dienstag „erstmals und parallel zu den Medien“ informiert worden. In beiden Bundesländern seien die technischen
Voraussetzungen weder in allen Praxen, noch in allen Apotheken und Kliniken gegeben, so ihre deutliche Kritik.

„Eine von der Gematik gesetzte Zielmarke für den Roll-Out-Start von 30.000 Rezepten unter Einbeziehung von nur drei Softwaresystemen reicht lange nicht aus, um eine stabile Funktionsfähigkeit anzuzeigen. Täglich werden in Deutschland fast zwei Millionen Rezepte an Patienten ausgestellt. Es reicht auch nicht, dass angeblich schwere Fehler ausgeräumt seien, denn es sind meist die kleinen Fehler, die die Praxisabläufe extrem behindern,“ so der Vorstandsvorsitzende der KV Bayerns, Dr. Wolfgang Krombholz.

Chaos in den Praxen gefürchtet

Dr. Monika Schliffke, die Vorstandsvorsitzende der KVSH, ergänzt: „Dies ist ein Kommunikations-GAU erster Klasse, der zeigt, wie weit BMG und gematik von Praxisabläufen entfernt sind. Die akut in Kraft gesetzte Verpflichtung nimmt uns jede Chance, mit den technisch gerüsteten Praxen geordnet zu starten und weitere zur Mitarbeit zu motivieren. Ohne irgendeine Rücksprache und Planung setzen uns BMG und Gematik erneut etwas vor, was nur zu Chaos in den Praxen führen kann.“

Unmögliches könne weder im Interesse der Praxen noch der Patienten verlangt werden. „KVSH und KVB gehen davon aus, dass die Grundlagen nicht geeignet sind, mangelnde Funktionalität durch politische Erpressung zu ersetzen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Konnektoren müssen ausgetauscht werden

Warum die Wahl auf das eigene Bundesland gefallen sei, wisse man nicht, so ein Sprecher der KVSH. „Es hat keine Vorinformation seitens der Gematik gegeben. Es sind auch keine Kriterien bekannt, wonach man die ersten Regionen ausgesucht hat.“ Eingebunden gewesen sei man überhaupt nicht, sondern habe gestern erstmals davon erfahren. Der Termin sei alles andere als realistisch: „Die technischen Voraussetzungen liegen dazu noch nicht in allen Praxen vor, zudem müssen in Schleswig-Holstein noch in diesem Herbst 650 Konnektoren ausgetauscht werden.“ Wie man die geplante Einführung als Berufsvertretung begleiten werde, werde man intern intensiv besprechen.

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