Kry hat sich mit einer weiteren Investorenrunde 300 Millionen US-Dollar (262 Millionen Euro) auf einen Schlag gesichert. Das Geld aus den USA und Kanada will das schwedische Telemedizin-Unternehmen nicht in die Erschließung neuer Märkte investieren, sondern sich auch hierzulande künftig noch breiter aufstellen.
Kry will vom Telemedizin-Anbieter zum Allround-Digital-Health-Unternehmen werden. Ermöglichen soll das vor allem die jüngste Finanzierungsrunde: In der vom US-Vermögensverwalter Fidelity und dem kanadischen Pensionsfonds CPP Investments angeführten Finanzierungsrunde erhielt Kry auch von bereits bestehenden Investoren mehr als eine Viertelmilliarde Euro für seinen Wachstumskurs. Damit wolle man sowohl seine Aktivitäten als Gesundheitsdienstleister als auch die bestehenden innovativen Softwareangebote ausbauen, so Kry.
So soll der Zugang für Ärzte zu den digitalen Angeboten der Plattform ausgeweitet werden, sodass mehr Mediziner die digitalen Tools nutzen können. Neben Video-Sprechstunden, die bereits in 30 europäischen Märkten verfügbar sind, sollen Mediziner auch von einer verbesserten Patienten-Vorauswahl, Warteschlangen- und Zuordnungsfunktionen sowie einer sicheren Patienten- Kommunikationslösung und personalisierten Behandlungsplänen profitieren.
Außerdem arbeite Kry bereits daran, die Funktionen seiner App zu erweitern: Beispielsweise will das Unternehmen sein Angebot für psychische Gesundheitsdienstleistungen in weiteren Märkten ausrollen und in digitale Gesundheitstools investieren, um chronische Krankheitsbilder zu behandeln. „Diese Finanzierungsrunde unterstützt uns dabei, Patienten zu ermöglichen, aktive Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen, und zwar gemeinsam mit anderen öffentlichen und privaten Gesundheitsdienstleistern in Europa“, sagt Mitgründer und CEO Johannes Schildt.
Durch die Zusammenarbeit mit Ärzten, Gesundheitseinrichtungen und Verbänden könne Kry einen großen Beitrag für eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung leisten, Patienten einen besseren Zugang zur medizinischen Versorgung ermöglichen und „letztlich zu einer gesünderen Gesellschaft beitragen“, so Schildt. Seit vergangenem Jahr setzt Kry dabei in seinem Heimatland Schweden auch auf hybride Modelle und betreibt eigene Arztpraxen. „Wir spielen eine führende Rolle bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens in ganz Europa und es ist unser Ziel, das globale digitale Gesundheitsökosystem mitzugestalten, um durch unsere Technologie die Erfahrungen und Ergebnisse für Patienten zu verbessern.“
Das soll offenbar auch durch Zukäufe geschehen: Mit dem neuen Geld sollen nicht nur neue Leute eingestellt, sondern auch weitere Akquisitionen und strategische Partnerschaften ermöglicht werden. Allgemein sei die neue Finanzierung sei auch ein Meilenstein, um das gestiegene Bedürfnis nach Videosprechstunden befriedigen zu können. Denn auch Kry konnte massiv vom Telemedizin-Boom seit Beginn der Covid-19-Pandemie profitieren. 2020 ist das Unternehmen nach eigenen Angaben um 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.
Die Arzneimittelversorgung übernehmen dabei sowohl die Vor-Ort-Apotheken – Kry ist an CallMyApo angeschlossen – als auch seit März Apologistics, die Firma hinter Apo-Discounter/Apo.com. Denn bisher konnten Kry-Patienten E-Rezepte an DocMorris senden. Nach der Übernahme von Teleclinic durch Zur Rose lief die 2019 begründete Zusammenarbeit aber aus. Apologistics soll nun die Lücke füllen und sieht das auch als strategische Chance, künftig verstärkt E-Rezepte abzugreifen. „Durch den Telemedizin-Service von Kry schaffen wir für unsere Kunden einen attraktiven Mehrwert und gehen den nächsten wichtigen Schritt auf dem Weg zum umfassenden Gesundheitsdienstleister“, so Geschäftsführer Dirk Wappler.
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