Probleme beim TI-Anschluss

Keine TI, keine Zertifikate: Apothekerin kämpft um neuen Konnektor

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Berlin -

Eigentlich sollten mittlerweile wieder alle Apotheken digitale Impfzertifikate ausstellen können. Doch viele können immer noch nicht mitmachen, meist wegen Problemen mit der Konfiguration oder Performance-Problemen des Portals. Es gibt allerdings auch nicht wenige Apotheken, die bisher noch gar nicht an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen waren und das nun im Eiltempo nachgeholt haben. Inhaberin Lioba Zäuner hatte sich bereits vorher entschieden – doch es funktioniert trotzdem nichts. Seit zwei Wochen kämpft sie nun gegen Windräder, um endlich Impfzertifikate ausstellen zu können.

Es will einfach nicht klappen in Zäuners Franken-Apotheke im baden-württembergischen Tauberbischofsheim. Bereits im Juni hatte sie den Konnektor für den TI-Anschluss erhalten. „Da war ein junger Mann da und hat alles installiert. Er meinte dann allerdings, dass die Verbindung zur TI nicht aufgebaut werden kann“, erzählt sie. Es liege an ihrer EDV, sei ihr mitgeteilt worden. „Ich hatte noch uralte Rechner, also habe ich mir dann für den TI-Anschluss neue zugelegt.“ Doch es half nichts: Trotz der neuen Rechner kommt sie nicht in die TI.

Der Konnektor zeige ihr stets eine Fehlermeldung, sagt sie. Doch weshalb? Woran es liegt, weiß sie bis heute nicht. Den ganzen Juni und Juli war das Problem nicht besonders virulent – schließlich wird der Anschluss effektiv erst mit Einführung des E-Rezepts benötigt. Doch nach dem Debakel um die Sicherheitslücke im DAV-Portal und der anschließenden Migration in die TI war plötzlich Eile geboten, schließlich kann mittlerweile nur noch Impfzertifikate ausstellen, wer in die TI kommt. Also gab Zäuner ihr Bestes, um das Problem zu lösen – und biss auf Granit.

„Ich kämpfe seitdem täglich mit bösen Telefonanrufen“, sagt sie. Stets sei sie vertröstet worden, von ihrem Softwarehaus und dem Technikdienstleister gleichermaßen. „Es war eine Katastrophe. Mal sagten sie, sie hätten nicht so viele Techniker, dann hieß es, sie verstehen mich, aber können mein Problem nicht lösen.“ Der Sub-Unternehmer habe darauf verwiesen, dass er einen Auftrag des Softwarehauses brauche, um jemanden zu schicken. Also rief Zäuner beim Softwarehaus an, das versprach, direkt zum Folgetag einen Auftrag zu erstellen. Später habe sie beim Dienstleister angefragt, wann der Techniker nun komme. Antwort: Es gebe keinen Auftrag des Softwarehauses. Also rief sie wieder dort an und so weiter. So sei es zwei Wochen täglich gegangen, klagt Zäuner. „Es hieß immer nur, dass es ihnen leid tue, sie aber den Fehler nicht finden können.“

Selbst beim Vorstand des Softwarehauses habe sie es versucht, „aber da werde ich als einfache Apothekerin natürlich gar nicht erst durchgelassen“, sagt sie. Ihre Bemühungen seien dann in der Forderung nach einem neuen Konnektor gemündet – schließlich habe sich keine andere Fehlerquelle finden lassen, es scheine offensichtlich, dass das Gerät defekt ist. Die Forderung sei erst zurückgewiesen worden. Doch Zäuner ließ sich nicht abwimmeln. Sie wandte sich an ihren Landesapothekerverband (LAV) und fragte, was sie tun könne. „Die Rechtsabteilung des LAV hat mir geraten, am Montag eine Abmahnung an das Softwarehaus zu schicken, schließlich handelt es sich klar um einen Gewährleistungsanspruch, der mir zusteht.“ Außerdem habe sie schon zwei Wochen lang keine Zertifikate ausstellen können – und überlegt, wie sie das Softwarehaus dafür in Haftung nehmen könnte.

Am Donnerstag konfrontierte sie das Softwarehaus damit. „Ich habe ihnen gesagt, dass ich das meinem Rechtsanwalt übergebe und dass ich die bisherigen Angaben noch einmal schriftlich haben möchte.“ Und siehe da: Am Freitag wurde ihr mitgeteilt, dass sie am Montagvormittag einen neuen Konnektor kriegen soll. Abgesehen davon, dass sie natürlich noch nicht wissen kann, ob es denn dieses Mal funktioniert: Vorbei ist der Stress damit noch nicht. „Jetzt muss ich mich mit dem Einsatzplaner des Dienstleisters herumschlagen und mich darum kümmern, dass der Techniker auch gleich am Montag kommt und nicht erst in zwei Wochen.“ Denn sie habe zwischenzeitlich – vom Softwarehaus selbst – erfahren, dass sie nicht die Einzige sei, die mit diesem Problem zu kämpfen habe.

„Diese ganzen Geschichten sind es, die unserem Nachwuchs die Lust verderben“, so Zäuner. „Ich würde mich auch viel lieber um pharmazeutische Beratung kümmern, als mich stundenlang mit Technikern herumzuschlagen.“ Schließlich sei es auch nicht ihr Fehler gewesen: Verschläft eine Apotheke den TI-Anschluss, sei sie selbst schuld. Sie hingegen habe die Technik seit Wochen herumliegen gehabt. Im Endeffekt sei sie aber sogar froh: Viel schlimmer wäre es gewesen, wenn das erst mit Start des E-Rezepts aufgefallen wäre. „Ich frage mich nur, was mache ich, wenn das E-Rezept da ist und sowas passiert – kann man dann 14 Tage lang keine Rezepte bedienen?“

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