Apotheker fordert Dauerzuweisung

„Ich profitiere vom E-Rezept, aber meine Kundschaft nicht“

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Berlin -

Mit der Einführung des E-Rezepts haben sich die Apothekenbesuche mitunter verschoben. Anders als bei mancher Apotheke in einem Ärztehaus registriert Dr. Heiko Walther im Odenwald in seinen beiden Landapotheken ein deutliches Kundenplus. „Ich profitiere vom E-Rezept, aber meine Kundschaft nicht“, räumt der Inhaber der Ratioapotheke in Otzberg ein. Er fordert, dass die Rezepte automatisch an eine ausgewählte Apotheke geleitet werden und die Kundin und der Kunde diese mit einem Schlüssel für die Apotheke frei gibt. Dazu ist er mit mehreren Politikern und Politikerinnen im Gespräch.

Walther ist Landapotheker. Er führt zwei Betriebe, die zwei Gemeinden mit jeweils rund 5000 Einwohnern versorgen. „Wir sind von der Gematik komplett vergessen worden“, kritisiert er. Ältere Menschen, die nicht in Heimen sind, nicht mobil sind und keine Verwandten haben, kämen jetzt schwerer an ihr verordnetes Medikament. Eine telefonische Bestellung oder eine Anfrage per E-Mail sei beispielsweise nicht mehr möglich.

In den beiden Betrieben sorgt dieses Verhalten aber für ein deutliches Kundenplus. 20 Prozent mehr verzeichnete Walther seit Januar. Denn wenn Patientinnen und Patienten nach dem Praxisbesuch nicht mehr direkt zur Apotheke um die Ecke gingen, könnten die Apotheken im ländlichen Raum profitieren, die ein breites Einzugsgebiet haben. Auch wenn ihn dieser Anstieg freut, hält er das Prozedere des E-Rezepts für die Landbevölkerung für ungeeignet. Denn diese müssen jetzt mehrere Fahrten organisieren, um an ihre Medikamente zu kommen.

Dauercode für Stammkunden

Der Botendienst in seiner früheren Form sei nicht mehr möglich, sagt Walther. Er schlägt vor, die signierten Rezepte auf dem Server direkt eine eine vorab ausgewählte Stammapotheke zu schicken – Kundin oder der Kunde sollen den Zugriff erlauben. „Da ich den Code oder den Schlüssel des Patienten habe, weil er zuvor die Karte einmal hier eingesteckt und mir damit den Zugang erlaubt hat, kann ich die verordneten Medikamente einsehen und er muss nicht jedes Mal zuvor die Karte vorlegen. Das dürfte nicht so schwierig sein, für eine Apotheke über die Versichertennummer einen Dauercode zu entwickeln. Der Patient soll sich festlegen können.“ Die verschiedenen App-Anbieter dürfte das zwar nicht freuen, doch die Kosten für die Apotheken seien dadurch geringer, da sie sich nicht an Apps binden müssten.

Seinen Vorschlag unterbreitete er bereits Andrew Ullmann, dem gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, der Grünen-Pflegebeauftragten Kordula Schulz-Asche sowie SPD-Politiker Dr. Jens Zimmermann (Mitglied des Digitalausschusses). Auch mit den Bürgermeistern ist er im Gespräch. Ein Problem mit dem Datenschutz oder dem Versand sieht er noch nicht.

Schutz für Landapotheken

Wenn ausländische Versender jedoch einen leichteren Zugang zum E-Rezept fänden, dann würden die Auswirkungen auf die Landapotheken spürbar, sagt er. „Dann sind all diese Menschen, die jetzt die Apotheken umständlich anfahren müssen, weg und die Landapotheken werden reihenweise kaputtgehen.“ Die Politik müsse die Landapotheken schützen, Bürokratie abbauen und Standortvorteile schaffen. „Dann wären wir auch sogenannte Light-Apotheken, wie Karl Lauterbach sie fordert, überflüssig.“

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