Inhaber Norbert Peter sieht der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) im kommenden Jahr als „ePA für alle“ mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen. Der Apotheker beliefert aus seiner Berliner Burger-Apotheke heraus auch Heime – und wie der Umgang sich hier mit der ePA gestalten wird, steht noch in den Sternen. Um seine Bedenken besser zu verstehen, meldete sich jedoch kürzlich die Gematik bei ihm und verabredete prompt einen Vor-Ort-Termin, um die Prozesse in den Apotheken besser zu verstehen.
Und so schauten Lars Gottwald (Leiter Business Teams, Produktentwicklung), Jörg Rübensam (Produktmanager), Celil Genç (Product Group Director Applications) und Julia Schäfer (Produktmanagerin) bei Peter vorbei, um sich die Abläufe rund um das E-Rezept, KIM und die geplanten Funktionen der ePA erklären zu lassen sowie seine Wünsche bezüglich weiterer Funktionen aufzunehmen, so der Apotheker. Alle hätten sich viel Zeit genommen, um sich einen Einblick in die Praxis zu verschaffen.
So ist Schäfer unter anderem für die Einführung des Rezeptes und dessen Funktion verantwortlich, Rübensam kümmert sich um die Prozessabläufe zwischen den Beteiligten im Gesundheitswesen – ein Austausch kann hier nur helfen. „Herr Gottwald und Herr Genç waren höchst interessiert und auch beeindruckt von den Leistungen, die Apotheken tagtäglich vollbringen, um das alles möglich zu machen, und hatten ein offenes Ohr für die Wünsche, damit Prozesse zukünftig sicherer, fehlerfreier und zeitsparender ablaufen“, resümiert Peter.
Zusammen mit seinem Besuch ging der Apotheker dann noch ins Pflegeheim, um die andere Seite zu betrachten. Auch in den Heimen sind die Faktoren Zeitaufwand, Fehleranfälligkeit bei manueller Übertragung des Medikationsplans und der Zugriff einzelner Akteure auf die ePA höchst relevant. „Dabei ist zum Beispiel klar geworden, dass es eine Alarmfunktion für Änderungen am Medikationsplan geben muss, damit in der Heimversorgung sowohl das Pflegeheim als auch die individuell verblisternde Apotheke immer den aktuellen Medikationsplan als Grundlage haben.“
Beim Termin unterhielten sich die Beteiligten auch über das Vermeiden fehlerhaft ausgestellter E-Rezepte, indem diese gar nicht erst freigegeben werden können – eigentlich soll ein dafür eingesetzter Validator solche Fälle verhindern. In der Praxis lässt das aber noch zu wünschen übrig. Auch wie DJ-Verordnungen im Rahmen der ePA zu händeln seien, wurde besprochen.
„Im Gespräch kam auch raus, dass sich die Gematik natürlich die Umsetzung vieler Dinge wünscht und in ihren Leitfäden für Softwareanbieter dringend darauf verweist. Letztlich sind diese Anbieter aber nicht Akteure nach Sozialgesetzbuch (SGB V), wodurch gesetzlich nicht durchgegriffen werden kann“, gibt Peter zu bedenken. „Es kann also immer nur den Charakter einer dringenden Empfehlung haben.“
Für den Apotheker war es alles in allem „ein sehr gutes Gespräch“, das ihm den Eindruck vermittelt hat, „dass man unsere Wünsche und Bedenken ernst nimmt“. Was die Gematik davon umsetzen kann, bleibt abzuwarten. Zumindest in Sachen Kompetenz könnte sie bald durch den anstehenden Umbau mehr Möglichkeiten zum Durchgriff haben.
Nach aktuellem Stand startet die ePA in den Modellregionen Franken und Hamburg zum 15. Januar 2025, genau einen Monat später soll der bundesweite Roll-out stattfinden. Hier ist dann vorerst eine Medikationsliste (eML) enthalten, in der die Verordnungs- und Dispensierdaten der erhaltenen Rezepte ab ePA-Start automatisch chronologisch gespeichert werden. Gespeist wird dies über den E-Rezept-Fachdienst, manuelle Anpassungen können hier nicht vorgenommen werden.
Diese folgen erst mit dem Start des elektronischen Medikationsplans (eMP), der für den 15. Juli des kommenden Jahres avisiert ist. Dieser Plan enthält dann umfangreiche Informationen und muss auch aktiv von den Leistungserbringern gefüllt werden. Pflegeeinrichtungen müssen zum 1. Juli 2025 überhaupt erst an die TI-Infrastruktur angebunden sein.
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