Gesund.de will endlich in die Offensive – und plant eine massive Kampagne, zu der auch TV-Spots gehören. Die dafür erforderlichen Mittel hat das Gemeinschaftsunternehmen bei den Gesellschaftern eingesammelt, was zu erheblichen Verschiebungen der Beteiligungen geführt hat.
Wie hoch die aktuelle Finanzierungsrunde war, will Geschäftsführer Dr. Peter Schreiner auf Nachfrage nicht verraten. Genutzt werden soll das Geld aber für eine groß angelegte Kampagne, die noch im Sommer starten soll. Hier sind auch TV-Spots in erheblichem Umfang eingeplant: „Wir wollen wirklich eine breite Masse erreichen.“
Hintergrund sei, dass die Einführung von CardLink kurz bevorstehe. Auch die Verträge seien bereits unterzeichnet, 90 Prozent der Apotheken, die bei Gesund.de dabei sind, machen laut Schreiner auch bei CardLink mit.
Für die Kommunikationsoffensive wurden mit Jung von Matt und Looping One zwei Großagenturen beauftragt – oder, wie Maximilian Achenbach als zweiter Geschäftsführer sagt, „auf die Besten ihrer Zunft“.
Laut Achenbach geht es für die Apotheken darum, im harten Wettbewerb mit internationalen Versandapotheken und Disruptoren zu bestehen. „Gesund.de verschafft den lokalen Gesundheitsversorgern, insbesondere den Apotheken eine leistungsstarke Plattform, um sich gegen den Online-Wettbewerb durchzusetzen. Dabei bewahren wir den vertrauten persönlichen Kontakt zwischen Patient:innen und Apotheken und sichern die wichtige fachliche Beratungsleistung der Apotheken“, so Achenbach. Daher bereite man entschlossen den Ausbau der eigenen Marke und die Kommunikation des Leistungsangebotes vor.
Allerdings verändern sich durch die neuerliche Kapitalrunde die Beteiligungsverhältnisse bei Gesund.de deutlich. Mit knapp 64 Prozent ist Phoenix jetzt der neue Mehrheitsgesellschafter, zuletzt hatte der Großhändler über seine Tochter ADG noch knapp unter 50 Prozent gehalten.
Dagegen musste Noventi erneut aussetzen und kommt nur noch auf rund 17 Prozent. Ursprünglich hatte das Rechenzentrum das Konsortium hinter der Plattform angeführt, die zunächst unter dem Namen „Initiative Pro AvO“ gestartet war und später in Gesundheit für Deutschland (GfD) firmierte. Doch seit Noventi in finanzielle Schieflage geraten ist, fehlen die Mittel für weitere Nachschüsse. So wurde der Anteil von einst rund 45 Prozent immer weiter verwässert.
Sogar über einen kompletten Ausstieg war bereits spekuliert worden. Doch Noventi dementiert: Es sei nicht richtig, dass man einen Ausstieg wollte oder wolle. „Im Gegenteil: Es ist richtig, dass wir weiterhin von der Richtigkeit und Notwendigkeit von Gesund.de für die wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Deutschland überzeugt sind.“
Es sei auch nichtrichtig, dass man aussetzen müsse. „Wir haben im Aufsichtsrat von Gesund.de über die vorgesehene Kampagne diskutiert. Wir haben als Noventi – als apothekereigenes Unternehmen – hierbei verdeutlicht, dass es dazu alternative Vermarktungsmodelle gibt, nämlich unter Einbindung der Apotheke vor Ort. Der Gesellschafterkreis hat hierzu eine andere Entscheidung getroffen, die wir zwar akzeptieren, wir beteiligen uns aber nicht durch eine Finanzierungsrunde daran.“
Seit der Gründung ist Gesund.de hochgradig defizitär. Rund 27 Millionen Euro an Verlusten waren alleine bis Ende 2022 bei Gesund.de insgesamt zusammengekommen. Die bei der Gründung eingebrachte Software wurde allerdings mit einem zweistelligen Millionenbetrag in die Bücher genommen, sodass hier hohe Abschreibungen drohen. Dass man sich diese bilanziell nicht leisten kann, weist ein Noventi-Sprecher zurück: „Potenzielle Bewertungsveränderungen bei Gesund.de wurden und werden weiterhin nach den gesetzlichen Bilanzierungsstandards vorgenommen.“
Der Wort & Bild Verlag ist nach wie vor mit 16 Prozent beteiligt. Knapp 3 Prozent hält BD Rowa, die Sanacorp ist nur noch mit einem Minianteil von unter 1 Prozent vertreten.
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