Gematik-Umbau: Millionen für Roland Berger Patrick Hollstein, 17.08.2023 12:54 Uhr
Die Gematik soll komplett verstaatlicht und zu einer Digitalagentur mit mehr Kompetenzen umgebaut werden, so hatten es SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag vereinbart. Das Konzept kommt von der Agentur Roland Berger, die dafür einen Millionenbetrag erhält, hat die Abgeordnete Franziska Hoppermann (CDU/CSU) im Rahmen einer Anfrage erfahren.
Beim Pressetermin zu seinem Digitalgesetz verriet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der vergangenen Woche, dass er den Umbau der Gematik in einem eigenen Gesetz regeln will. „Wir wollen die Gematik modernisieren, dazu wird es ein eigenes Gesetz geben.“ Einen Termin nennen wollte er nicht, wie bei anderen Vorhaben werde „mit Tempo“ gearbeitet. Die Vorarbeiten dazu fänden bereits seit Monaten statt.
Was er nicht verriet: Für die Vorarbeiten hat sein Haus eine Unternehmensberatung an Bord geholt. „Die Beauftragung von Roland Berger erfolgte zum 10. Mai 2023“, so das BMG in seiner Antwort auf Hoppermanns Anfrage. Das Mandat laufe bis Ende des Jahres, die Kosten könnten bis zu 2 Millionen Euro betragen. „Dabei handelt es sich um eine Obergrenze nach Aufwand. Die tatsächlichen Kosten ergeben sich nach der Erbringung der Leistungen, die im Rahmen des Projektes tatsächlich in Anspruch genommen und erfolgreich durch das Bundesministerium für Gesundheit abgenommen werden.“ Bis zum 28. Juli seien rund 190.000 Euro zusammengekommen, was den bisherigen zeitlichen Aufwand abbilde.
Wozu aber überhaupt eine Unternehmensberatung? „Die Gematik soll zu einer Digitalagentur ausgebaut werden, was einer strategischen Neupositionierung der Gematik im Gesundheits- und Pflegewesen als wichtiger koordinierender Akteur in Zusammenhang mit der Digitalisierung des Sektors und einer Weiterentwicklung des Aufgabenportfolios bedarf. Damit einher geht auch eine Transformation im Aufbau und den Abläufen der Organisation. Im Rahmen des strategisch-operativen Beratungsansatzes sollen daher neben der Planung und Begleitung der strategischen Neuausrichtung ebenso die Transformationsplanung und -umsetzung sowie die Neupositionierung und Detaillierung der angepassten Aufgaben durch Roland Berger unterstützt werden. Dabei sollen die relevanten Akteure eng eingebunden werden.“
Die tatsächlichen Kosten könnten aber noch viel höher liegen. Schon Ende vergangenen Jahres hatte das Handelsblatt unter Verweis auf einen Beschluss des Haushaltsausschusses berichtet, dass der Umbau alleine in diesem Jahr fünf Millionen Euro kosten könnte. Bis 2026 könnten demnach weitere 4,5 Millionen Euro fließen.