Apothekerin wundert sich

Gematik-Mitarbeiter schickt Test-E-Rezept an Apotheke

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Berlin -

Was leuchtet denn dort plötzlich gelb in der Warenwirtschaft auf? Diese Frage stellte sich Apothekerin Inken Jung aus Brandenburg. Die Prokas-Nutzerin erhielt die Meldung über ihr erstes E-Rezept. Die digitale Verordnung sorgte bei der Inhaberin und ihrem Filialleiter für Stirnrunzeln. Letztlich stellte sich heraus, dass das Rezept mit den Ibuprofen-Tabletten nur der Test eines Gematik-Mitarbeiters gewesen waren.

Ein „gelber Button“ signalisierte im System der Humbold-Apotheke in Potsdam, dass ein E-Rezept eingegangen ist. Dabei handelte es sich um die erste digitale Verordnung, so Jung. Insgesamt sind der Gematik zufolge bis heute 19.978 E-Rezepte eingelöst worden. Die Meldung sei vor einer Woche am späten Samstagnachmittag exakt um 18:22 Uhr eingegangen und am Montag aufgefallen. „Wir haben uns gefragt, was wir jetzt machen, denn wir kannten den Kunden nicht und wussten nicht, ob er kommen wird oder es geliefert haben möchte“, so Jung. Fest stand nur, dass der neue Kunde in der Umgebung wohnt.

Verordnung kam über App

Da die Apotheke nicht mit einer Liefer- oder Bestell-App kooperiere, muss das E-Rezept Jung zufolge über die Gematik-App eingegangen sein. In den meisten Apotheken kommen die Kund:innen aber mit einem Papierausdruck mit den entsprechenden Codes in die Apotheke. Die Apothekerin entschied sich, dass die Verordnung über das Schmerzmittel Ibu 600/20 Stück für den Botendienst fertiggemacht werden sollte. „Wir wollten die Botendienstpauschale draufmachen, aber das ging nicht“, sagt sie. Es sei nicht möglich gewesen, die 2,98 Euro brutto, die sie gegenüber der Krankenkasse abrechnen könne, auf das Rezept zu schreiben.

Gematik: Keine Mitarbeiter-Tests beauftragt

Am Montag sei der Mann dann plötzlich in der Apotheke gewesen, um seine Tabletten abzuholen. „Es hat sich herausgestellt, dass der Herr von der Gematik war und das E-Rezept getestet hat. Er wollte sehen, ob es funktioniert“, sagt Jung. Das Schmerzmittel habe er mitgenommen. Zudem habe er erklärt, dass diese Art der Tests bereits in mehreren Apotheken stattgefunden hätten. „Test-Rezepte gibt es seit geraumer Zeit“, sagt ein Gematik-Sprecher.

„Eine gezielte Maßnahme, in der Mitarbeiter:innen der Gematik während der laufenden Testphase E-Rezepte testen, gibt es nicht.“ Grundsätzlich sei es aber nicht ungewöhnlich, dass Gematik-Mitarbeiter:innen berufsbedingt auch darauf achteten, E-Rezepte anzufragen, schließlich seien viele Angestellte gesetzlich versichert.

Nicht mit der Brechstange kommen

Die Apothekerin begrüßt die Digitalisierung im Gesundheitswesen – allerdings warnt sie vor der Einführung des E-Rezepts vor der fehlenden Testmöglichkeit. „Wenn es ausgereift ist, ist es super, aber E- und Papierrezept müssten zuerst weiter parallel laufen. Solange es noch nicht stabil ist, kann man nicht mit der Brechstange die Einführung durchsetzen“, sagt sie.

Von der Stabilität des Systems ist Jung derzeit selbst betroffen. Denn seit zwei Tagen streikt bei ihr die Telematikinfrastuktur (TI) immer um die Mittagszeit. „Ich bekomme oben rechts in einer kleinen Leiste einen roten, blinkenden Hinweis, auf dem Telematik steht.“ Wenn sie darauf klicke, würden ihr die Fehlermeldungen angezeigt. „Damit kann ich aber nichts anfangen“, sagt sie. „Es ist alles wie vorher, wir hatten kein Update oder ähnliches. Ich finde es immer noch sehr gruselig.“ Sie müsse immer wieder erneut die PIN eingeben.

Ihre Apotheken seien „voll automatisiert“ – und das funktioniere. Doch beim E-Rezept gebe es viele Unsicherheiten: „Was ist mit den Heilberufsausweisen für alle? Was ist, wenn ich das Rezept ändern will? Und wer garantiert mir, dass ein E-Rezept nicht gleichzeitig von zwei Apotheken beliefert wird?“, seien einige offene Fragen. Zudem sei es falsch, dass zuerst zwei Bundesländer das E-Rezept verpflichtend nutzen müssten.

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