Mit dem E-Rezept soll nach Willen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) vieles einfacher werden, nicht nur für Leistungserbringer, sondern auch für Versicherte. Dass Empfang, Bearbeitung und Einlösung von Verordnungen per App aber bei vielen Anwendern auch Fragen aufwerfen werden, ist allerdings absehbar. Die Gematik hat deshalb nun die Telekom damit beauftragt, eine Beratungshotline zur E-Rezept-App einzurichten.
73 Millionen gesetzlich Versicherte sollen spätestens ab dem 1. Januar beinahe ausschließlich elektronische Verordnungen erhalten. Dass von ihnen nicht alle mit der neuen App fehlerfrei werden umgehen können, ist offensichtlich. Speziell in Gesundheitsfragen sollte die Schwelle, sich Hilfe zu holen, allerdings besonders gering sein – erst recht, weil es zum E-Rezept keine Alternative geben soll.
Neben Aufklärungsseiten und FAQs im Internet setzt die Gematik deshalb auch auf Telefonberatung und hat die Deutsche Telekom mit der Einrichtung einer E-Rezept-Hotline für Versicherte beauftragt. „Die Hotline für Fragen aus der Bevölkerung bietet kompetente Beratung rund ums E-Rezept und zur Handhabung der E-Rezept-App“, so die Gematik. Starten soll die Hotline mit Beginn der Erprobung des E-Rezepts in der Modellregion Berlin-Brandenburg am 1. Juli und dann montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr erreichbar sein.
„Das E-Rezept ist ein Meilenstein der Digitalisierung in Deutschland. Wir möchten die Bürgerinnen und Bürger bei der Einführung intensiv begleiten und mit Rat und Tat insbesondere im Umgang mit der App zur Seite stehen“, erklärt Gematik-COO betont Dr. Florian Hartge. „Deshalb freuen wir uns, dass wir diesen wichtigen Service ab Juli anbieten können.“
Der telefonische Service soll die bestehenden Online-Informationsangebote wie die eigene E-Rezept-Website ergänzen. Die Gematik rechnet nach eigenen Angaben vor allem mit anwendungsbezogenen Fragen rund um die neue Verordnungsform und auch die Funktionen der App vor: Was mache ich, wenn ich kein Smartphone habe? Wie kann ich mich in der E-Rezept-App anmelden? Kann ich das E-Rezept von Verwandten einlösen?
Vor allem die Frage nach der Anmeldung in der App dürften die Hotline-Betreiber oft gestellt bekommen – und für Versicherte unbefriedigend beantworten müssen: Zur Anmeldung in der App ist nämlich eine elektronische Gesundheitskarte (eGK) notwendig, die NFC unterstützt. Das lässt sich an einem sechsstelligen Code erkennen, der unter dem schwarz-rot-goldenen Streifen oben rechts abgedruckt ist. Neue Versichertenkarten werden nur noch mit NFC-Funktion ausgeliefert. Doch selbst wenn der Code vorhanden ist, müssen Versicherte die Funktion erst freischalten, indem sie eine PIN bei ihrer Krankenkasse beantragen.
Für viele Versicherte ist aber genau das schwierig: Denn viele Kassen senden die PIN aus Datenschutzgründen nicht per Post. „Dazu müssen die Versicherten in die Filialen vor Ort gehen – aber die sind wegen Corona geschlossen“, klagte erst Ende März AOK-Arzneimittelexperte Ulf Maywald. Nicht zuletzt deshalb sind tatsächlich NFC-fähige eGK bisher kaum verbreitet. Die Regierungsfraktionen im Bundestag hatten dieses Problem bereits erkannt und mit einem Änderungsantrag zum kürzlich verabschiedeten Digitale Versorgung und Pflege-Modernisierungsgesetz (DVPMG) durchgesetzt, dass die Kassen verpflichtet sind, bis Januar 2022 ein Verfahren zu entwickeln, mit dem die Versicherten einfacher die App nutzen können. Auch da könnte also bei den Versicherten künftig noch Beratungsbedarf entstehen.
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