Probleme inzwischen behoben

Gematik meldet „vereinzelt Störung“ bei ADG

, Uhr aktualisiert am 14.06.2024 11:38 Uhr
Berlin -

Wie schon gestern, berichten auch heute Apotheken, dass es in der Apothekensoftware von ADG vermehrt zu Problemen mit dem E-Rezept kommt. Dem Vernehmen nach betreffen die Störungen aber nicht nur das ADG-AVS, sondern auch andere Softwarehäuser. Zumindest die Störung bei ADG ist heute Mittag auch von der Gematik offiziell gemeldet worden. Es folgte eine Aktualisierung: Die Störung scheint mit dem VPN-Zugangsdienst der T-Systems zusammenzuhängen. UPDATE: Am Vorabend kam dann die Entwarnung.

„In Apotheken, die Software der ADG Apotheken-Dienstleistungsgesellschaft mbH nutzen, kann es aktuell zu Beeinträchtigungen beim Abruf von E-Rezepten geben“, schreibt die Gematik am Mittag. Gegebenenfalls dauere der Abruf länger oder E-Rezepte seien gesperrt. Ähnliches hatte gestern bereits ADG selbst in der Software gemeldet.

„Die ADG steht hierzu mit den Beteiligten im Austauschen, um das Problem so schnell wie möglich zu beheben. Apotheken, die betroffen sind, wenden sich bitte direkt an die ADG. Alle Kunden erhalten hierzu eine separate Information durch die ADG“, heißt es weiter von der Gematik. Was hinter der Störung steckt, wird zunächst nicht beschrieben. Dabei entwickelt sich die Störung für die Apotheken zum echten Problem bei einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit pro E-Rezept von etwa zehn Minuten, wie es heißt – wenn das E-Rezept nicht verloren geht bei der Übertragung.

„Wie der letzte Depp“

Ärgerlich ist für die Apotheken nicht nur die Störung selbst, sondern auch die Tatsache, dass vom Anbieter selbst nicht viel zu erfahren sei, so Apotheker Frank Wegner. Zwei seiner drei Apotheken hätten mit Störungen zu kämpfen, obwohl alle drei mit ADG arbeiten. Bei 300 Kunden pro Apotheke pro Tag sei das sehr aufwendig. Gestern Abend habe er dann doch noch 15 E-Rezepte nachbearbeiten können, die noch auftauchten und zuvor verschwunden zu sein schienen.

„Sie stehen vor den Kunden wie der letzte Depp“, so Wegner, der in dem Moment, wo das E-Rezept bei der Übernahme vorerst verloren geht, nur an die Praxis zurückverweisen kann. „Manche Ärzte stellen sich dann auch quer und sagen: ‚Ist doch nicht mein Problem.‘“, so die Erfahrung des Inhabers aus Rheinland-Pfalz.

Auch Apotheker Gerhard Brunner berichtet von den Herausforderungen, die die Störung gestern bei ihm mit sich brachte: „Die zuerst betroffene Patientin benötigte nach soeben durchgeführter Zahnwurzel-Behandlung ein Schmerzmittel und ein Antibiotikum. Sie wartete 30 Minuten, bis der Zahnarzt freundlicherweise per Fax ein neues Rezept gesendet hatte.“ Bei ihm seien mehrere andere Rezepte verloren gegangen; teilweise seien die Arztpraxen wenig kooperativ gewesen.

„Es macht massiv zeitlichen Aufwand, Nachweise dieser technischen Fehlfunktion an die Arztpraxen zur Dokumentation an die betreffenden Ärzte zu schicken“, fügt er hinzu und resümiert: „Heute bleiben Patienten unversorgt.“

Vereinzelte Fälle bei CGM, keine Störung bei Noventi

Vereinzelt berichten aber auch andere AVS-Kunden von ähnlichen Problemen beim Transfer des E-Rezeptes von der TI in die eigene Wawi. So seien auch Lauer- und Awinta-Kunden betroffen. Von CompuGroup Medical (CGM) heißt es dazu: „Wir beobachten aktuell sehr vereinzelte Fälle, bei denen die geschilderten Probleme mit E-Rezepten auftreten. Diesen gehen wir mit sehr hoher Priorität nach.“ Die weit überwiegende Mehrheit der Lauer-Kunden könne jedoch störungsfrei arbeiten.

Bei Awinta (Noventi) gebe es hingegen offiziell gar keine Probleme: „Für unsere Warenwirtschaftssysteme liegt keine Störung vor. Wir haben keinen Ticketanstieg oder ein erhöhtes Anrufaufkommen verzeichnet. Eine generelle Störung, wie zum Beispiel von der Gematik, wäre in unserem Ticket- und Anrufaufkommen sichtbar.“ Sollte es zu einer allgemeinen Störung kommen, kommuniziere der Anbieter transparent mit den Kunden.

Fehler beim VPN-Zugangsdienst der T-Systems

Etwa eine Stunde später folgte eine Einordnung der Störung: „Nach weitergehenden Analysen mit allen Beteiligten und aktuellem Kenntnisstand, sind von den Beeinträchtigungen alle Kundinnen und Kunden mit einem VPN-Zugangsdienst der T-Systems betroffen“, so die Gematik. Dadurch könne es vereinzelt zu längeren Antwortzeiten und Verbindungsabbrüchen (Time-outs) kommen.

„Es können Einschränkungen bei der Verbindung zur Telematikinfrastruktur (TI) auftreten, die unmittelbare Auswirkungen auf die Nutzung einzelner Anwendungen wie zum Beispiel elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU), elektronischer Arztbrief oder E-Rezept haben können“, schließt die Gematik. Alle Beteiligten seien mit Hochdruck mit einer Lösung des Problems beschäftigt.

Störung am Vorabend behoben

Gegen Feierabend in vielen Apotheken konnte dann immerhin Entwarnung gegeben werden: „Es wurde in Vorbereitung eines anstehenden Netzwerk-Changes von T-Systems (TSY) auf eine Leitung gewechselt, die sich als unterdimensioniert erwiesen hat“, erklärt die Gematik die vorangegangenen Probleme. „Mit aktuell erfolgter Freischaltung der benötigten Netzwerkkapazität, in Zusammenarbeit von T-Systems und Arvato, sind die negativen Auswirkungen der Umschaltung ausgeräumt.“ Betroffene AVS und deren Kunden hätten die Wirksamkeit der Maßnahme bereits bestätigt. Die Anwendungen der TI nun wieder uneingeschränkt zur Verfügung.

UPDATE Freitag: „Nach Ursachenanalyse sind die Beeinträchtigungen gestern am VPN-Zugangsdienst der T-Systems auf eine Störung des Netzanbieters zurückzuführen. Die Störung ist behoben, alle Dienste stehen wieder uneingeschränkt zur Verfügung.“

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