Mehr als ein „beleuchtetes Stück Papier“

Gematik gegen Verschlüsselung des E-Rezeptes

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Berlin -

Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des E-Rezeptes ergibt für Gematik-Chef Dr. Markus Leyck Dieken keinen Sinn. Es sei notwendig, sowohl über das E-Rezept als auch die elektronische Patientenakte (ePa) in Deutschland strukturiert Daten erheben zu können.

Zu viele Menschen würden die Annahme teilen, dass Digitalisierung bedeute, vorhandene Prozesse 1:1 zu übernehmen und elektronisch zu machen. „Das E-Rezept ist kein beleuchtetes Stück Papier“, sagte Leyck Dieken auf der Digital Health Conference von Bitkom, ein Umdenken sei erforderlich.

Es sollen für das E-Rezept Mehrwerte geschaffen werden, dazu führte er auch ein konkretes Beispiel an: Auf der Grundlage der erhobenen Daten könnten Warnungen von Rote-Hand-Briefen direkt über die App an Betroffene ausgespielt werden. Das wäre möglich, weil genau zu ermitteln wäre, welche Patient:innen von der Charge betroffen wären.

Von der geforderten Verschlüsselung bei der Übermittlung des E-Rezeptes hält er nichts. „Ende zu Ende heißt, ihnen kann niemals jemand zur Hilfe kommen“, so seine Begründung. Er bezieht sich dabei auf die Notwendigkeit strukturierter Datenerhebung für medizinische Weiterentwicklung. „Daten teilen heißt Erfahrung teilen“, so der CEO der Gematik. In den 19 anderen europäischen Ländern, die das E-Rezept bereits eingeführt haben, gebe es auch keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

ePA ab Geburt

Deshalb werde die Opt-Out-ePA der Kern und Ankerpunkt der Digitalisierung werden, da diese maßgeblich für die strukturierte Datenerhebung sein wird. Aktuell erhebe Deutschland viele wertvolle und hochwertige medizinische Daten, die aber wieder verloren gehen, weil sie nicht verarbeitet werden können.

Auf der ePA soll alles gesammelt werden, damit fange man am besten schon ab dem ersten Lebensmonat an: schon das Verhalten der Mutter in der Schwangerschaft, die Art der Geburt – ob natürlich oder per Kaiserschnitt – und die Stillzeit – ob gestillt wurde oder nicht – würden dabei helfen „Schnüffelspuren zu finden“ und Aufschluss über spätere Erkrankungen der Patient:innen geben.

„Die Debatte um die Opt-Out-ePA wird zeigen, wie weit die Gesellschaft ist“, meint Leyck Dieken, gesellschaftlicher Konsens sei notwendig, um Individual- und Gemeinschaftsnutzen kombinieren zu können.

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