Noch werden E-Rezepte vor allem auf Papier ausgestellt. Doch das soll sich ändern, Verbraucher:innen sollen bald die echte elektronische Variante nutzen. Doch in der Gematik-App, die bis zur Zulassung der Angebote von Drittanbietern ein Monopol hat, läuft es alles andere als rund.
Mit der App der Gematik sollen künftig E-Rezepte digital übermittelt werden können. Bis eine Speicherung auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) möglich ist oder die Apps von Drittanbietern an den Fachdienst angebunden sind, ist die Gematik-App die einzige Alternative zum ausgedruckten QR-Code.
Um über die Gematik-App tatsächlich E-Rezepte empfangen zu können, müssen Apotheken dort erfasst und aufgelistet werden. Zwar liefern die Landesapothekerkammern (LAK) die Basisinformationen wie Name, Adresse und Kontaktinformationen über eine Schnittstelle an den Verzeichnisdienst der Gematik. Doch weitere Informationen wie Öffnungszeiten, Nacht- und Notdienstzeiten sowie Botendienst müssen die Apotheken über das Verbändeportal selbst übermitteln. Auch für die Pflege der Daten sind die Inhaber:innen und ihre Mitarbeiter:innen selbst verantwortlich. Zusätzlich muss im Verbändeportal vorab die technische Bereitschaft zum Empfang von E-Rezepten erklärt werden.
Doch viele Kolleg:innen, die sich bereits registriert haben, wundern sich. „Wieso kann ich auf einem Samsung-Gerät meine Apotheke finden – auf einem Apple-Gerät jedoch nicht“, beschwerte sich jetzt Gunnar Müller von der Sonnen-Apotheke in Detmold bei der Gematik. Aufgefallen ist ihm auch, dass seine Apotheke bei der Suche große Probleme macht. Denn der Standort seiner Apotheke in der Bielefelder Straße wird auch ausgegeben, wenn man nach einer Apotheke in Bielefeld sucht. Ähnliche Probleme gibt es mit anderen nach Städten benannten Straßen: Sucht man eine Apotheke in Augsburg, werden einem auch Betriebe in Stuttgart, Adelsried und Günzburg angezeigt, die jeweils in der Augsburger Straße ansässig sind. Da alphabetisch nach Name sortiert wird, werden diese Apotheken mitunter sogar weiter oben angezeigt als die Apotheken, die tatsächlich vor Ort sind. Einzige Lösung in diesem Fall ist die Suche über die Postleitzahl.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Apotheken, die komplett ohne Name ausgespielt werden. Hier sind zwar mitunter Öffnungszeiten, Kontaktinformationen und sogar E-Rezept-Readiness hinterlegt – anstelle des Firmennamens wird aber nur ein „-“ angezeigt. Hier scheint es Probleme bei der Übermittlung der Stammdaten zu geben: Die Wohlerts Center Apotheke in Bad Laasphe etwa ist zwar sehr aktiv, was das Thema E-Rezept angeht, hat aber gerade einen Inhaberwechsel hinter sich und wird wohl deshalb ohne Name gelistet.
Andere Apotheken haben es noch gar nicht in das Verzeichnis geschafft: „Ich würde ja gern auch mitmachen und mal ein E-Rezept empfangen, testen, bearbeiten, ablehnen“, sagt Daniela Hänel, Inhaberin der Linda-Apotheke in der Nordvorstadt in Zwickau. „Aber das geht leider nicht, denn meine Apotheke existiert nicht im System der Gematik, NGDA, Verband, Kammer... Alle Mitwirkenden wissen von dem Problem und keiner kann es beheben. Und man weiß auch schon, dass es mehrere Apotheken gibt, die im System nicht auftauchen...“ Vor mehr als sechs Wochen habe sie das Problem festgestellt und gemeldet. „Seitdem warte ich, dass die Verantwortlichen eine Lösung für die Problematik finden...“
Mit der App können Nutzer:innen auch Apotheken nach bestimmten Kriterien filtern, etwa nach Öffnungszeiten, E-Rezept-Readiness oder auch Botendienst und Versandhandel. Eine spezielle Hervorhebung von DocMorris, Shop Apotheke & Co. gibt es aber nicht, hier muss ebenfalls nach dem Namen gesucht werden.
Bei den Nutzer:innen kommt die App bislang eher schlecht an, im Play-Store von Google kommt sie auf 2,1 von 5 möglichen Sternen. Am häufigsten unter den 273 Bewertungen ist die schlechteste Note (1 Stern); kritisiert wird vor allem die fehlende Benutzerfreundlichkeit.
Bei der Gematik ist die Problematik bekannt: „Ja, an dem Thema wird gearbeitet, und Änderungen werden über laufenden Anpassungen der App zeitnah veröffentlicht“, so eine Sprecherin.
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