Video zum E-Rezept

Gematik: Apotheker als Saurier

, Uhr aktualisiert am 05.12.2023 13:46 Uhr
Berlin -

„Das rosa Rezept wird historisch. Ab 2024 wird das E-Rezept zum Standard.“ Mit diesem Claim wirbt die Gematik in den sozialen Medien für die verpflichtende Einführung ihres ersten wichtigen Produkts zum Jahreswechsel. Leider geht der kurze Clip auf Kosten der Apothekerinnen und Apotheker.

Mit dem 13-sekündigen Video soll für das E-Rezept geworben werden. Zu sehen ist ein Dinosaurier mit weißem Hemd, Schlips und Sakko, der hinter dem HV-Tisch und vor einer imaginären Sichtwahl steht und ein Papierrezept in den Händen hält.

Annette Dunin von Przychowski empfindet die Aktion als „bodenlose Frechheit“. Aus Sicht der Berliner Apothekerin bedient die Gematik, die immerhin mehrheitlich dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) untersteht, eines jener „Klischees, die nicht der Realität entsprechen“. Das sei schon an der Grenze zur Verleumdung, schreibt sie in ihrem Post.

Apotheken seien modern, digital und engagiert: „Die Apotheken sind immer diejenigen, die schnell die Anforderungen umsetzen und sich permanent weiterentwickeln. Wir sind schon seit Jahren digital! Wir haben täglich E-Rezepte, am besten funktioniert die eGK. Das ist ein guter und einfacher Fortschritt insbesondere für die Bevölkerung!“

Meinungsaustausch auf allen Kanälen

Die Gematik relativiert: Die ‚Geschichtswerdung‘ bezieht sich in dem Clip ausschließlich auf das alte Muster-16-Rezept und nicht auf einen Apotheker oder eine Apothekerin. Bei der Vermittlung von Informationen zu den digitalen Anwendungen bemühen wir uns, mit unterschiedlichen Formaten auf die verschiedenen Zielgruppen zuzugehen. Dies bedeutet auch verschiedene Ansätze und Ansprachen. Je nach Kanal ist die Resonanz erfahrungsgemäß unterschiedlich, dies ist gelernter Teil des Meinungsaustausches auf den Kanälen.“

„Bleib’ nicht in der Vergangenheit“

Im Erklärtext zum Gematik-Clip heißt es: „Bleib’ nicht in der Vergangenheit stecken, stell’ jetzt auf das E-Rezept um!“ Verlinkt wird auf einen Bereich der Gematik-Website, auf der Leistungserbringern Hilfestellung zum E-Rezept angeboten wird. „Gut vorbereitet ins neue Jahr“, lautet das Motto, unter dem wichtigen Infos, Checklisten und Anleitungen sowie die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum E-Rezept angeboten werden.

Auch der Verein der E-Rezept-Enthusiasten trommelt noch einmal für die Einführung. Am 1. Dezember sei nicht nur die Marke von zehn Millionen eingelösten E-Rezepten geknackt worden; erstmals seien auch innerhalb einer einzigen Woche mehr als eine Million E-Rezepte eingelöst worden.

„Trotzdem gibt es jetzt – unmittelbar vor dem verpflichtenden Start am 1. Januar – bei Apotheken und Ärzten viele Fragen zu beantworten“, räumt der Vorsitzende Ralf König ein. „Statt jedoch Ängste zu schüren und Einzelprobleme aufzubauschen, gehen wir den Weg der Kommunikation und versuchen etwaige Probleme zu lösen.“

Weil durch die vermehrte Nutzung auch vermehrt Fragen auftreten, steht der Verein laut König „in intensivem Austausch mit den Krankenversicherungen und politischen Parteien“. Außerdem würden von Mitgliedsunternehmen aktuell wieder Seminare für Apotheken und Ärzte angeboten.

Verspätete Signatur

Ein Beispiel sei die Tatsache, dass manche Ärzte, die E-Rezepte ausstellen, diese nicht unmittelbar signieren. „Das hat zur Folge, dass der Patient nicht sofort Zugriff auf seine E-Rezepte hat. Denn erst mit der Signatur des Arztes ist das E-Rezept in der Apotheke einlösbar“, so König. „Eine Verzögerung der Signatur dazu führt, dass der Patient wieder nach Hause oder zurück in die Praxis geschickt werden muss. Wir raten allen Apotheken, hier eine offene Kommunikation mit ihren Ärzten zu suchen, um Missverständnisse bei der Signatur aus dem Weg zu räumen.“

Und auf noch ein Problem weist König hin: Nutzer der Kartenleseterminals von Worldline Healthcare müssten dringend ihre Geräte aktualisieren. „Denn zu Ende des Jahres läuft die Firmware Version V3.8.0 aus und hat damit ihr Zulassungsende erreicht.“ Laut Statistiken der Gematik seien noch rund 20.000 Geräte im Einsatz, die noch kein Update auf die neuere Firmware-Version erhalten hätten. „Jede neue Version enthält Verbesserungen der Gerätefunktionalität und sichert damit den reibungslosen Ablauf in Ihrer Institution.“

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