ERIKA: AMTS-Projekt nutzt E-Rezept APOTHEKE ADHOC, 11.02.2022 07:57 Uhr
ARMIN hat neue Verwandtschaft: Unter dem Namen ERIKA hat ein Konsortium unter Führung der Barmer ein weiteres Digitalprojekt zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) aus der Taufe gehoben. Den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) konnten die Konsortialpartner mit ihrem Konzept überzeugen: Es erhält 11,7 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds.
Das E-Rezept soll helfen, die AMTS zu erhöhen – das ist eine der Grundideen des Projekts, das passenderweise „E-Rezept als Element interprofessioneller Versorgungspfade für AMTS“ (ERIKA) heißt. Dahinter steht ein Konsortium, zu dem neben der Barmer auch die AOK Nordost, die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe sowie die Universitäten Bielefeld, Wuppertal und Köln gehören. Hinzu kommen laut Barmer etwa 15 weitere Kooperationspartner, darunter die Kassenärztliche Vereinigung Berlin und mehrere Projektbeiräte wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfARM) oder die Gematik.
Anders als bei ARMIN in Sachsen und Thüringen werden bei ERIKA auch Abrechnungsdaten der Kassen miteinbezogen, um einen Überblick über die Gesamtmedikation des Patienten und seine Krankheitsgeschichte zu erhalten. Dabei sollen die Fachdienste der Telematikinfrastruktur (TI) umfassend mit einbezogen werden, neben dem E-Rezept auch der Fachdienst Kommunikation im Medizinwesen (KIM). So solle ein optimierter Verordnungs- und Abgabeprozess zwischen Ärzteschaft und Apotheken ohne Informationsbrüche gewährleistet werden.
„Die Ärztinnen und Ärzte haben dank ERIKA bereits zum Zeitpunkt der ersten Verordnung Zugriff auf die Barmer-Abrechnungsdaten, damit Kenntnis über die Gesamtmedikation, und beginnen damit einen strukturierten Arzneimitteltherapiesicherheitsprozess“, so ein Barmer-Sprecher auf Anfrage. Ärztinnen und Ärzte erhalten demnach patientenbezogene Hinweise auf potenzielle Risiken sowie Handlungsempfehlungen zur Arzneimitteltherapie. Das geschehe durch eine automatische Prüfung nach AMTS-Regeln.
Durch Editierbarkeit der zentralen Medikationsdokumentation und automatisierte Übernahme der Verordnung werde die Aktualisierung des bundeseinheitlichen Medikationsplanes beziehungsweise des elektronischen Medikationsplanes (BMP/eMP) erleichtert. Ziel sei, durch ERIKA den „interprofessionellen kontinuierlichen Versorgungspfad „Verordnung und Abgabe‘ von Arzneimitteln“ zu etablieren, um die Patientinnen und Patienten vor vermeidbaren Risiken in der Arzneimitteltherapie zu schützen sowie die Versorgungseffizienz und -transparenz zu erhöhen. Die Verknüpfung mit dem E-Rezept und die Rückverfolgbarkeit der Chargen seien dabei weitere zentrale Elemente.
Auf Patientenseite funktioniert das Modell über eine spezielle App: Über sie können sie auf den gespeicherten BMP oder eMP zugreifen. Außerdem enthält die App mehrere Funktionen für die Patienten wie einen laienverständlichen Risiko- und Nebenwirkungscheck. Zusätzlich erhalten sie Informationen zur sicheren Anwendung ihrer Arzneimittel über die App und optional in gedruckter Form. „Bei Überführung in die Regelversorgung profitieren nicht nur die rund zwei Millionen Polypharmaziepatientinnen und -patienten der Barmer und AOK Nordost. ERIKA hilft allen Patientinnen und Patienten ab der ersten Verordnung“, so die Barmer.
Ob ERIKA in die Regelversorgung überführt wird, muss das Modellprojekt zeigen, das in zwei Phasen aufgeteilt ist: Die erste hat neun Monate gedauert und ist bereits abgeschlossen. An ihr nahmen laut Barmer 100 Patienten sowie zehn Arztpraxen und Apotheken teil. Der Innovationsfonds gibt nun für die zweite Phase insgesamt 11,7 Millionen Euro hinzu: Ab Okotber sollen über einen 15-monatigen Zeitraum rund 3500 Patienten und sowie 160 Praxen und Apotheken teilnehmen.