Die Coronakrise samt den Debatten um Masken und Impfstoff hat in den Apotheken ein zentrales Thema aus dem Zentrum der Wahrnehmung verdrängt: Die Einführung des E-Rezepts steht an und stellt insbesondere die Softwarehäuser schon jetzt vor große Herausforderungen. Denn je nachdem, was die Ärzte machen, muss das System in wenigen Monaten laufen.
Unvorhergesehene Zwischenfälle und akuten Programmierbedarf sind die Softwarehäuser der Apotheker leidvoll gewöhnt. Diesmal ging es kurzfristig um die Frage, ob bei der Eigenbeteiligung der FFP2-Maskenausgabe die Mehrsteuer auf dem Bon ausgewiesen werden soll oder nicht. Daran geht die Welt nicht zugrunde, aber es muss gelöst werden. Das kostet Zeit und genau die fehlt.
Die im Bundesverband Adas zusammengeschlossenen Softwarehäuser hätten eigentlich anderes zu tun: Im Sommer muss das E-Rezept laufen, auch wenn dessen Einführung erst 2022 verbindlich vorgesehen ist. „Die Gematik sagt, dass ab Jahresmitte getestet wird, damit im nächsten Jahr alles läuft. Für uns heißt das: Ab Juli muss alles laufen“, so Adas-Chef Gerhard Haas gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Verpflichtend ist die Umsetzung in der Warenwirtschaft der Apotheken zu diesem Zeitpunkt nicht, in der Praxis stehe man aber vor der Problematik, E-Rezepte verarbeiten zu müssen. Denn es kann sein, dass einzelne Softwaresysteme der Ärzte im Sommer schon elektronische Verordnungen ausstellen. „Kein Apothekensoftwareanbieter will dann nicht funktionieren, wenn auch nur ein einziger Anbieter auf Arztseite das kann“, so Haas.
Also darf die Warenwirtschaft in der Offizin nicht mehr im Testbetrieb laufen, sondern sollte idealerweise vollumfänglich funktionieren. „Der Marktdruck ist da“, beschreibt Haas die Situation, vor der sein eigene Haus ADG und die Mitbewerber Awinta, CGM Lauer und Pharmatechnik sowie die kleineren Anbieter stehen.
Und nicht alles können die Softwarehäuser selbst beeinflussen. Die viel zitierten Spezifikationen für das E-Rezept liegen zwar vor, doch beispielsweise der Dispensierdatensatz ist noch nicht freigegeben. Das sind die Daten, die die Apotheke beim Einlösen des Rezeptes zurück an den Fachdienst der Telematikinfrastruktur spielt, bei Generika beispielsweise der Rabattvertragspartner. Dieser Dispensierdatensatz befindet sich noch in der Abstimmung zwischen Abda, Gematik und Adas.
Und nicht zuletzt muss der zentrale Fachdienst von IBM – der Server für die E-Rezepte – am Start sein oder weniger flapsig: „produktiv gestellt“. „Das wird für alle eine Riesenherausforderung, zum 1. Juli Gewehr bei Fuß zu stehen“, sagt Haas.
Die Aufgaben der Apothekensoftwarehäuser gehen aber noch weiter. Für die Gematik ist die Akte E-Rezept in dem Moment geschlossen, wenn der Patient sein Arzneimittel in der Apotheke erhalten hat. Die Abrechnung läuft nicht über die TI und ist allein Sache der Pharmazeuten beziehungsweise ihrer Dienstleister. Entsprechend kommuniziert der Adas seit Monaten intensiv mit dem VDARZ, dem Bundesverband der Apothekenrechenzentren.
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