Am Mittwoch geht es los: Die elektronische Patientenakte (ePA) startet als „ePA für alle“ in die flächendeckende Versorgung. Zunächst wird dabei einen Monat lang in den Modellregionen in Hamburg und Franken sowie zusätzlich in Nordrhein-Westfalen alles im Einsatz getestet. In Hamburg ist die Neue Eilbeker Apotheke von Kai-Peter Siemsen Teil des TI-Modellprojektes und der Inhaber macht sich inzwischen bereit – nicht für mehr Arbeit an und mit der Akte, sondern für die noch offenen Fragen der Kund:innen. Technisch laufe bisher alles wie geplant.
Natürlich waren auch bei den Projektteilnehmern die Erkenntnisse zum Sicherheitskonzept der ePA, die der Chaos Computer Club (CCC) kürzlich veröffentlichte, ein Thema. Jedoch rüttelt nichts am Projektstart. „Am 15. Januar wird das sozusagen scharf geschaltet, alle Versicherten in Hamburg, die nicht widersprochen haben, sollen dann eine ePA haben“, so Siemsen. Vorerst ist dann nur die elektronische Mediaktionsliste (eML) einsehbar.
„Unsere Aufgabe wird als Erstes sein, in der ersten Woche vor allem die technischen Sachen zu prüfen, ob alles klappt“, sagt Siemsen. Hier seien auch die Hersteller der Primärsysteme, also Praxis-(PVS) und Apothekenverwaltungssysteme (AVS) sowie Krankenhaus- (KIS) und Laborinformationssysteme (LIS) gefragt, ob technische Probleme auftauchen. In den weiteren drei Wochen der Testphase stehe dann die Nutzung im Vordergrund, berichtet Siemsen.
Bisher fühle er sich von der Projektleitung und auch seinem Systemhaus Pharmatechnik gut betreut; der Austausch funktioniert. Sollte es zum ePA-Start technische Probleme geben, gibt es für die Projektteilnehmer eine extra Hotline. Berichtet wird an die Gematik, den Projektleiter vor Ort und an den jeweiligen AVS-Anbieter. Hier tauchen hoffentlich nur Kleinigkeiten auf, ansonsten sieht Siemsen aufgrund der recht kurz angelegten Testphase Probleme: „Das ist etwas utopisch in dieser kurzen Zeit, wenn es einen größeren Bug gibt“, meint der Apotheker.
Siemsen wurde wie alle anderen Apotheker kurz vor Weihnachten über das Aussehen der ePA-Integration in seinem AVS informiert. „Die Vorstellung machte einen guten Eindruck“, sagt Simsen. „Vom Arbeitsaufwand ist es nicht viel, die Karte wird eh gesteckt.“ Durch das E-Rezept seien die Vorgänge damit schon etabliert. Bei Pharmatechnik gebe es nun lediglich ein neues Feld in der Software, über das die eML einzusehen ist.
Mehr Arbeit kommt dann wohl erst mit dem Medikationsplan (eMP) auf die Apotheken zu, die dann beispielsweise auch OTC-Käufe ergänzen sollen. Doch bis dahin dauere es noch etwas: „Es redet eigentlich jeder davon, dass der eMP im Sommer/Herbst kommt“, weiß Siemsen. Privatrezepte und Rezepte für Betäubungsmittel (BtM) fehlen vorerst auch in der ePA, in die zunächst alle eingelösten E-Rezepte automatisch über den E-Rezept-Fachdienst einlaufen. Immerhin, vier größere private Versicherer wollen sich an der ePA beteiligen.
Die Aufklärungsarbeit zur ePA liegt bei den Kassen, die im Herbst begonnen haben, ihre Versicherten zu informieren. Mit welchem Erfolg, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. „Ich glaube, so wie das allgemein ist, haben das die Leute noch nicht auf dem Zettel. Dann werden sie fragen und das werden sie dann bei uns in den Apotheken tun und in den Arztpraxen. Das wird ein Aufwand werden“, ist sich der Inhaber sicher.
Er hofft, dass sich die ePA im Alltag bewähren kann. Bei einem Test mit einer Arztpraxis habe er sich deren Aufwand mit der ePA einmal zeigen lassen. „Da war das schon etwas aufwendig, alles abzugleichen. So macht das noch keinen Spaß. Das muss richtig gut flutschen.“