Alle Akten ausgestellt

ePA: „Sicherheit vor Schnelligkeit“

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Berlin -

70.394.759 elektronische Patientenakten (ePA) haben die Gesetzlichen Krankenkassen für ihre knapp 75 Millionen Versicherten ausgestellt (Stand heute). Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Gematik ist die seit dem 15. Januar laufende Testphase in Franken, Hamburg und Teilen von Nordrhein-Westfalen ein Erfolg. Auch die Kassen stimmen mit der Meldung zu Tausenden angelegten ePA ein, sprechen aber auch von der Komplexität des Projektes und einem anfänglichen „Ruckeln“. Ein solches können die Praxen hingegen während der Erkältungshochzeit nicht gebrauchen.

„Jetzt sind praktisch alle gesetzlich Versicherten mit ihrer persönlichen elektronischen Patientenakte ausgestattet“, so Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes. Nur wer widersprochen habe, habe keine ePA bekommen. „Die ‚ePA für alle‘ ist ein komplexes IT-Projekt, das jetzt ausreichend getestet werden muss – es braucht eine Aufwärmphase und das Training in den Modellregionen, bevor es den bundesweiten Startschuss geben kann.“

Dieses Vorgehen sei richtig, „denn wie bei allen großen IT-Projekten wird es am Anfang sicher noch ab und zu ruckeln“. Schließlich habe auch beim E-Rezept nicht alles „gleich von Beginn an völlig reibungslos geklappt“. Doch genauso wie das E-Rezept werde auch die ePA ihren Mehrwert entfalten und im Versorgungsalltag ankommen. Schrittweise werden immer mehr Funktionen hinzukommen.

Der GKV-Spitzenverband weist dabei auch noch einmal auf die hohen Sicherheitsanforderungen der ePA hin. Die Datenverarbeitung erfolge „auf hohem Niveau“, die IT-Betreiber der Akten, IBM und Rise, sowie die Kassen selbst haben keinen Zugriff auf die Inhalte.

Verzögerung „im Sinne aller Beteiligten“

„Die ‚ePA für alle‘ ist ein Riesenschritt auf dem Weg zur Digitalisierung des Gesundheitswesens und eine große Chance, die Versorgung der Menschen nachhaltig zu verbessern. In den bundesweiten Betrieb geht aber nur, was sicher ist – auch, wenn sich das Projekt dadurch eventuell etwas hinzieht. Im Sinne aller Beteiligten, vor allem aber unserer 75 Millionen Versicherten, geht hier ganz klar Sicherheit vor Schnelligkeit“, betont Pfeiffer.

Für die Apotheken sind in den drei Modellregionen etwa 80 Betriebe am Start. Dr. Jan-Niklas Francke, Vorstand im Deutschen Apothekerverband (DAV) dazu: „Wir begrüßen die Einführung der ePA und freuen uns, dass so viele Apotheken in den Modellregionen aktiv mitmachen. Die Pilotapotheken sammeln jetzt praktische Erfahrungen, von denen später tausende Apotheken beim bundesweiten Rollout profitieren können.“ DAV und Gematik seien im ständigen Austausch zum aktuellen Stand von Fehlermeldungen und ihrer jeweiligen Behebung. Nur eine sichere und reibungslos laufende ePA werde von den Patient:innen akzeptiert.

Ärzte begrüßen späteren Rollout

Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KVBB) hat keine Einwände gegen einen späteren Rollout: „Die Praxen haben derzeit alle Hände voll zu tun, um die vielen Patientinnen und Patienten mit Atemwegsinfekten zu versorgen – fehlerhafte Software können wir da nicht gebrauchen.“ Daher begrüßt Vorstand Holger Rostek die Entscheidung: „Wenn eine Software nicht einwandfrei funktioniert, darf sie nicht in unseren Praxen ausgerollt werden. Daher ist diese Verschiebung sinnvoll.“

Andere Verzögerungen seien jedoch weniger positiv: So kommen beispielsweise der elektronische Medikationsplan (eMP) und eine erweiterte Volltextsuche, die ursprünglich für Sommer 2025 vorgesehen waren, erst im März 2026. „Das ist ärgerlich, denn eine Funktion wie der digitale Medikationsprozess hätte beispielsweise auf Unverträglichkeiten hingewiesen und die Ärztinnen und Ärzte im Praxisalltag gut unterstützt“, so Rostek.

Abschließend weist die KVBB noch darauf hin, dass für Fragen zur ePA „ausschließlich“ die Krankenkassen zuständig seien. „Unsere Praxen sind für die medizinische Versorgung da, nicht für IT-Support. Wir kümmern uns um die Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten – und das hat Vorrang.“

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