Im kommenden Jahr kommt die elektronische Patientenakte als „ePA für alle“ – zunächst in den Modellregionen, später bundesweit und mit weiteren Funktionen. Laut dem „PraxisBarometer Digitalisierung“, einer Umfrage des IGES Instituts im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), stehen die Arzt- und Psychotherapiepraxen dem Vorhaben mit gemischten Gefühlen entgegen. Auf der einen Seite steht die Hoffnung nach besserer Kommunikation, auf der anderen aber die Befürchtung, dass hoher Mehraufwand droht.
„Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen erwarten durchaus Vorteile von der ePA, haben aber auch Sorge vor einer großen zusätzlichen Belastung“, erklärt Dr. Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der KBV. Ganze 90 Prozent der Praxen erwarten einen hohen Verwaltungs- und Zeitaufwand. „Hier spielen sicherlich die Erfahrungen beim holprigen Start vor allem der eAU und teilweise auch des E-Rezepts eine Rolle. Deshalb gilt umso mehr, dass die technischen Voraussetzungen stimmen müssen. Die ePA muss ausreichend erprobt, nutzerfreundlich umgesetzt und aufwandsarm in der Anwendung sein“, so Steiner weiter.
Die Störanfälligkeit der Telematikinfrastruktur (TI) nehmen die Praxen noch immer als hoch wahr: „Die Praxen brauchen bei ihrer täglichen Arbeit verlässliche Strukturen und funktionierende Systeme, damit die Digitalisierung zu einer Entlastung führen und erfolgreich sein kann.“ Vor den Praxen Halt macht die Digitalisierung ohnehin nicht: Immer mehr Praxen nutzen digitale Kommunikationsmittel und bauen digitale Services für Patient:innen aus. Man sei also nach wie vor sehr aufgeschlossen, so Steiner zu den Umfrageergebnissen.
„Nach anfänglichen Schwierigkeiten“ seien E-Rezept und elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) inzwischen fest im Praxisalltag verankert: „94 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte nutzen das E-Rezept. Die eAU ist in 95 Prozent der Praxen etabliert“, so die KBV. Mit den Anwendungen sind die Befragten mehrheitlich zufrieden. Auch würden inzwischen immer mehr Praxen überwiegend digital mit anderen Praxen kommunizieren. Mit den Krankenhäusern hinke die digitale Kommunikation hingegen weiterhin hinterher. Dabei würden sich viele Praxen den digitalen Versand von Entlassbriefen durch Kliniken wünschen.
Bei der diesjährigen Befragung wurden auch erstmals die eingesetzten Praxisverwaltungssysteme (PVS) berücksichtigt. Bei der Dauer der elektronischen Signatur und auch bei der Häufigkeit der TI-Störungen seien hier deutliche Unterschiede zu verzeichnen gewesen. „Gerade im Hinblick auf die Einführung der ePA setzen wir darauf, dass die Hersteller verantwortungsvoll handeln und funktionstüchtige, nutzerfreundliche sowie vor allem ausreichend getestete Systeme ausliefern werden“, so Steiner.
Insgesamt haben sich 2609 Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen an der Befragung beteiligt.
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