Einblick für Apotheken: Wie läuft das mit der ePA? Laura Schulz, 29.11.2024 15:25 Uhr
Kein Verzug bei der elektronischen Patientenakte (ePA) in Nordrhein-Westfalen – ab dem 15. Januar 2025 kann alles pünktlich losgehen, melden die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Krankenhausgesellschaft in NRW. Die Softwarehersteller wollen demnächst ihre Umsetzung der ePA präsentieren – erst sind die Ärzte dran, später im Dezember auch die Apothekensysteme. Parallel kann bei der Gematik jetzt Infomaterial für die Apotheken bestellt werden.
Außer in den beiden TI-Modellregionen in Franken und Hamburg wird für die ePA auch in NRW in Abstimmung mit der Gematik der Praxisbetrieb erprobt. Nach einer hoffentlich positiven Pilotphase soll die ePA voraussichtlich zum 15. Februar bundesweit ausgerollt werden. Einzig Verzögerung gebe es bei den Dienstleistern: die verpflichtende Bereitstellung des ePA-Moduls durch die Hersteller der Praxisverwaltungssysteme (PVS) sowie der Krankenhausinformationssysteme (KIS) verschiebe sich um mindestens einen Monat, wie das Bundesgesundheitsministerium (BMG) kürzlich mitteilte.
Start bei den PVS-Anbietern verschiebt sich
Laut ursprünglichem Zeitplan des BMG sollten alle KIS- und PVS-Hersteller zum 15. Januar den Praxen und Kliniken die technischen Lösungen zur Verfügung stellen, nun verschiebt sich diese Verpflichtung um mindestens einen Monat zum bisher angestrebten bundesweiten Start, auch hiermit wird der Druck aus dem ePA-Start genommen. Der ursprüngliche Zeitplan des BMG sei zu ambitioniert gewesen, so die drei Partner in NRW.
In NRW liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren, die Pilotphase könne hier wie geplant am 15. Januar beginnen. Mindestens 50 Praxen je KV-Bezirk und insgesamt vier Krankenhäuser sollen im Rahmen des Projekts mitwirken. Dr. Volker Schrage, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KVWL: „Die Verschiebung ist sicher nicht optimal, allerdings steckt darin auch eine Chance für uns, die ePA sorgfältig zu testen und erst dann in die Fläche zu gehen, wenn sowohl Primärsysteme als auch Aktensysteme sauber funktionieren. Beim E-Rezept war dieses Vorgehen ein entscheidender Erfolgsfaktor – heute ist das E-Rezept aus der Praxis nicht mehr wegzudenken.“
Die Softwarehersteller hätten bei der ePA nun etwas mehr Zeit, um den Praxen „möglichst ausgereifte Produkte“ zu bieten. „Denn damit die Praxen die ePA im Sinne einer besseren Behandlung von Patienten nutzen können, darf sie – abzüglich Eingewöhnungszeit und Implementierungsphase – keine zusätzlichen Hürden für die Arbeitsabläufe erzeugen.“ Jetzt müssten die PVS-Herstellern „die zusätzliche Zeit effektiv und sinnvoll nutzen, um platzreife Lösungen anbieten zu können“, mahnt der Ärztevertreter. BMG und Krankenkassen müssten Versicherte weiter aufklären.
Erwartungshaltung realistisch halten
Matthias Blum, Geschäftsführer der KGNW, appelliert zudem an die Erwartungshaltung der Versicherten: Zwar würden ab dem 15. Januar die Akten für alle Versicherten erstellt, Zugriff bekommen sie aber bundesweit erst frühestens mit dem 15. Februar, je nachdem wie der Rollout in den Praxen läuft, auch erst später. „Bei diesem wichtigen Meilenstein für die Digitalisierung unseres Gesundheitssystems dürfen die Hersteller der zentralen Softwaresysteme in Praxen und Krankenhäusern nicht zum Nadelöhr werden.“
PVS- und AVS-Anbieter präsentieren Umsetzung
PVS-Hersteller und auch die Apothekenverwaltungssysteme (AVS) wollen demnächst ihre Umsetzung der „ePA für alle“ in den bestehenden Systemen präsentieren. Am 4. Dezember können interessierte Ärzte, Psychotherapeuten und Praxismitarbeitende innerhalb einer Online-Veranstaltung der Gematik einen Einblick bekommen. Denn auch die Praxen, die die meiste Arbeit mit der ePA haben werden, wissen noch nichts über die genaue Umsetzung. Eigentlich war auch hier bereits für Ende November eine Veranstaltung geplant, die verlegt werden musste, wie Dr. Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, kürzlich mitteilte.
Am 18. Dezember sollen dann auch die AVS-Anbieter zeigen, wie die ePA integriert wird, hieß es kürzlich in einer Veranstaltung zur ePA für die Apotheken. Hier wurde auch noch einmal angesprochen, wie unpraktikabel sich der Drei-Tage-Zugriff für die Apotheken darstellen könnte. Man werde diesbezüglich „noch mal diskutieren“, wenn es entsprechende Erfahrungswerte gibt, hieß es von der Verantwortlichen bei der Gematik.
Bei der Veranstaltung gab es noch weitere Hinweise auf die Arbeit mit der ePA, so soll in der Medikationsliste (eML) auch zu sehen sein, welche Apotheke seit ePA-Start welche E-Rezepte beliefert hat. Noch nicht klar ist, wie die Honorierung der Apotheken für spätere Befüllungsaufgaben aussehen soll. „Da sind wir gerade in Verhandlung mit dem GKV-Spitzenverband“, stellte Anke Rüdinger, Stellvertretende DAV-Vorsitzende, klar. Notfalls müsse man sich in der Schiedsstelle treffen, sollte keine Einigung erzielt werden.
Infomaterial bestellen
„Gut vorbereitet für den Start der ‚ePA für alle‘“ – dafür können sich Apotheken sowie andere Leistungserbringer nun kostenlose Infopakete über die Gematik-Website bestellen und zur Information der Patient:innen nutzen. Zwei Pakete sind pro Einrichtung erlaubt, enthalten sind zwei verschiedene Plakate zur ePA, ein Einleger für einen Aufsteller auf dem HV-Tisch, 50 Flyer für Patient:innen sowie ein Spickzettel mit Infos für das Team. Für Bildschirme in den Apotheken gibt es zudem zwei Erklärvideos kostenfrei zum Download.