Der Landesapothekerverband Niedersachsen (LAV) weist erneut auf die vielen Probleme hin, die das E-Rezept auch Wochen nach dem flächendeckenden Start immer noch macht. Apotheken drohten durch diese Hürden nach wie vor hohe Retaxationen. Der LAV fordert daher einen sofortigen Retax-Stopp und Nachbesserungen.
„Auch für jedes E-Rezept gehen wir Apothekerinnen und Apotheker in Vorleistung“, erklärt Berend Groeneveld, Vorstandsvorsitzender des LAV. „Dass wir das Geld von der Krankenkasse zurückerhalten, ist aber nicht gesichert. Enthält das E-Rezept bei der Annahme Formfehler, ist das Risiko groß, von den Krankenkassen kein Geld für das abgegebene Arzneimittel zu erhalten, obwohl die Patientin oder der Patient richtig versorgt wurde“, sagt Groeneveld.
Die Probleme rund um das E-Rezept, die sich seit dem Jahresanfang noch verstärkt haben, sorgen für ein unwägbares Risiko in den Apotheken. „Das Retaxrisiko für Apotheken ist jetzt noch höher, obwohl uns vor der Einführung des E-Rezepts eine größere Retaxsicherheit zugesichert wurde. Wir fordern deshalb von allen Krankenkassen eine sofortige Friedenspflicht. Es kann nicht sein, dass wir Apothekerinnen und Apotheker die Leidtragenden sind, weil die Kinderkrankheiten des E-Rezepts noch nicht behoben worden sind!“
Die Fehler des E-Rezeptes führten zudem nicht nur zu einem finanziellen Risiko für die Apotheken, sondern auch zur Verzögerung bei der Arzneimittelabgabe und zur Verunsicherung der Patient:innen und Patienten. Auch eine höhere Arbeitsbelastung in den Apotheken ist die Folge. Selbst kleinste Fehler im Freitextfeld könnten den gesamten Algorithmus durcheinanderbringen und damit dazu, dass im Kassensystem der Apotheke ein anderes Arzneimittel angezeigt wird, als das eigentlich verordnete.
„Natürlich ist das E-Rezept noch in der Einführungsphase, dennoch müssen die Fehlerquellen schnellstmöglich behoben werden, um einen reibungslosen Ablauf bei der Arzneimittelabgabe zum Wohle der Patientinnen und Patienten zu garantieren. Wir werden hier für Fehler bestraft, in einem System, das uns vom Gesetzgeber aufgezwungen wurde und eine unabhängige Prüfsoftware zur Fehlervermeidung, die der Deutsche Apothekerverband gefordert hat, wurde von der Gematik verweigert. Wie in der gesamten Gesundheitsbranche hilft auch hier Geschwindigkeit vor Gründlichkeit nicht“, so Groeneveld.
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