„Es bleiben viele Fragen offen“

E-Rezept: Volle Arztpraxen und verzweifelte Patienten

, Uhr aktualisiert am 02.01.2024 12:14 Uhr
Berlin -

Volles Wartezimmer und viele Fragen bei den Patient:innen: Die verbindliche Einführung des E-Rezepts läuft in etlichen Arztpraxen wie erwartet – chaotisch. „Wir müssen viel erklären, das dauert“, sagt eine Angestellte. Gerade am Anfang des Quartals, wenn alle Karten neu eingelesen werden müssen, sei der Andrang ohnehin schon hoch: „Ich hätte mir eine bessere Aufklärung gewünscht“, so die Mitarbeiterin einer Arztpraxis in Bayern.

Den Ablauf und das System zum E-Rezept hätten „wieder einmal Leute entwickelt, die nicht aus der Praxis stammten“, so die Fachangestellte. Dabei habe man bereits zum Jahresende das E-Rezept in der Landarztpraxis erprobt und die Patienten dafür sensibilisiert: „Allerdings wich man bei Fragen oft auf die Papiervariante aus.“ So habe man beispielsweise gerade bei älteren Patient:innen noch erhebliche Verständnisprobleme: „Wir haben aber zu Hause kein Internet, sagte mir eine Seniorin, als ich ihr die digitale Verordnung erklären wollte“, berichtet die Angestellte.

„Wir betonen in solchen Fällen immer wieder, dass dies gar nicht nötig sei und die Patienten nur mit ihrer Gesundheitskarte in die Apotheke gehen müssen.“ Problematisch sei es vor allem, wenn die Patient:innen die elektronische Gesundheitskarte (eGK) vergessen: „Wir müssen in dem Fall darauf hinweisen, dass es dann keine rezeptpflichtigen Arzneimittel gibt“, so die Angestellte. Insgesamt würde simples Informationsmaterial fehlen: „Es gibt keine Informationsbroschüren oder Aushänge für die Patienten.“

Umsetzung noch nicht überall

Auch regelmäßige Fälle in Apotheken, in denen die Patient:innen hereinkommen und sagen, die Praxis hätte das Rezept schon geschickt, bezeugen, dass hier noch viel Aufklärungsarbeit nötig ist. Sofern die Ärztinnen und Ärzte die Umstellung überhaupt rechtzeitig gemeistert haben. Eine Berliner Hausarztpraxis berichtet beispielsweise, dass sie noch gar nicht auf das E-Rezept umgestellt habe: „Wir wissen noch gar nicht, wann wir das umgesetzt bekommen.“

Auch technische Komponenten verhindern die flächendeckende Einführung. Eine weitere Berliner Hausarztpraxis wartet noch auf einen neuen Konnektor. „Wir hoffen, dass der bald geliefert wird.“ Solange laufe noch alles wie gehabt mit dem herkömmlichen Papierrezept.

Aufklärung fehlt

Bei einer anderen Praxis am Rande von Berlin funktioniert das Ganze hingegen bisher ganz gut. „Wir haben vor drei Wochen schon umgestellt, damit wir einen besseren Übergang haben.“ Allerdings fehle es noch insgesamt an Aufklärungsarbeit. „Wir reden uns den Mund fusselig. Es ist anstrengend, das alles gerade den älteren Leuten immer wieder zu erklären“, so eine Praxis-Mitarbeiterin.

So sage das Team den Patient:innen auch immer wieder, bitte nicht direkt zur Apotheke zu gehen, weil es eben nicht immer mit der direkten Signatur klappe. Trotzdem stehen danach oft viele in den Apotheken und sind verärgert, weil das Rezept noch nicht abgerufen werden kann. „Da verstehen wir auch den Ärger der Apotheken, aber wir sagen den Patienten schon Bescheid.“ Hier werden die Abläufe hoffentlich irgendwann flüssiger laufen und bis dahin noch häufiger der Satz fallen: „Nein, das ist nicht auf der Karte.“

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