Apotheken bereiten sich mit verschiedenen Projekten auf die Einführung des E-Rezepts vor. Die zum Medipolis-Verbund gehörenden Betriebe in Jena haben Anfang August eine neue Liefer-App auf den Markt gebracht, um sich telepharmazeutisch zu positionieren. Im Zentrum steht die taggleiche Lieferung der Bestellung. „In der Kundenwahrnehmung ist das der einzige Vorteil der Vor-Ort-Apotheke gegenüber Versendern“, sagt Apotheker Dr. Christian Wegner.
Die App „e-Rezept Regio“ wurde für die digitale Patientenversorgung konzipiert. Darüber können im Raum Jena Rezepte eingelöst und OTC- sowie freiverkäufliche Produkte bestellt werden. Geliefert wird noch am selben Tag, wenn der Auftrag bis 14 Uhr eingeht. Die eigenen Fahrer sind bis 20 Uhr unterwegs. Auch ein „bevorzugter Kommunikationsweg“ für die Beratung – also Telefonanruf, SMS oder E-Mail – kann ausgewählt werden. Perspektivisch sollen Videokonferenzen mit speziellen Fachkräften angeboten werden. Das sei vor allem bei der Versorgung Schwerstkranker wichtig, so Wegner. Für „spezielle Beratungen“ können unter Umständen Kosten für die Patienten anfallen, heißt es.
Für das neue Angebot werden neue Mitarbeiter:innen gesucht. „Gestalten Sie mit uns maßgeblich die Zukunft der virtuellen Apotheke“, heißt es in einer Stellenanzeige für PTA. Die Fachkräfte für die „virtuelle Offizin“ sollten IT-affin sein. „Das Thema Telemedizin wurde bereits durch die Pandemie befeuert, gerade im ärztlichen Bereich“, sagt Wegner. Wenn Ärzt:innen per Video beraten, gingen die Patient:innen nicht mehr in die Praxis. Dadurch müsse auch die Medikamentenversorgung neu gedacht werden. „Mit dem E-Rezept wird sich das Kundenverhalten ändern.“ Deshalb öffne man mit der App einen „ortsunabhängigen Kanal“.
Mit einer Werbekampagne soll nicht nur auf die neue App aufmerksam gemacht werden. Dem Verbund geht es zunächst um Aufklärung: „In der breiten Bevölkerung sind keine Kenntnisse über das E-Rezept vorhanden“, sagt Marketingleiterin Susanne Neubauer. Informiert werde unter anderem über Social-Media-Beiträge sowie über Postwurfsendungen.
Auch wenn das E-Rezept erst Anfang 2022 kommen soll, sei die Einführung jetzt aus Markengründen sinnvoll. Ziel sei darüber aufzuklären, dass Rezept künftig nicht nur vor Ort in der Apotheke, sondern auch digital eingelöst werden könnten. „Die Botschaft für Patienten lautet, dass sie entscheiden, wie sie es am liebsten wollen.“ Der Botendienst der Apotheken nicht bei allen Kund:innen bekannt. „Wir erleben noch immer, dass sie überrascht sind, dass wir Lieferservice und pharmazeutische Beratung anbieten.“
In der App kann nicht nur der Botendienst ausgewählt werden. Kund:innen können sich Pakete auch schicken lassen. Logistisch komme je nach Fall auch der Versandhandel zum Einsatz. „Darüber entscheidet das Bestellverhalten,“ so Wegner. „Wir brauchen den Versandhandel besonders für die Versorgung von Schwerstkranken, sonst bekommen wir ein Problem. In der Fläche gibt es zu wenig Spezialdienstleister.“ Bereiche wie die Zyto-Belieferung könne der regionale Botendienst nicht abdecken.
Mit der eigenen App wendet sich Medipolis Wegner zufolge nicht gegen große Plattformen wie Gesund.de oder IhreApotheken.de. „Wir sind dafür offen und nehmen teil, letztlich ist es egal wie uns der Auftrag erteilt wird. Hauptsache er wird uns erteilt.“ Die App ist ein Angebot der Firma Convales Services. Zur Gruppe gehören zusätzlich zu den Präsenzapotheken die Sterilherstellung, die patientenindividuelle Verblisterung, die Versorgung Erkrankter mit komplexen Therapien zu Hause, die Akademie zur Weiterbildung, die Klinikversorgung sowie ein Onlineshop für Medizin-, Praxis-, Sprechstunden- und Laborbedarf. Das Versandgeschäft hatte Medipolis vor einigen Jahren an Apo-Discounter verkauft.
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