E-Rezept: Versendern läuft die Zeit davon Patrick Hollstein, 30.11.2023 08:52 Uhr
Das E-Rezept kommt – allerdings womöglich zunächst ohne die Versender. Denn deren NFC-Alternative lässt immer noch auf sich warten. Damit könnten DocMorris & Co. die verpflichtende Einführung verpassen.
Bei den allermeisten E-Rezepten wird die elektronische Gesundheitskarte (eGK) in der Apotheke gesteckt – das geht im Versandhandel natürlich ist. Daher haben die Versender über ihren Branchenverband EAEP (European Association of E-Pharmacies) eine eigene Technologie für die Übermittlung des E-Rezepts entwickelt: Versicherte müssen ihre NFC-fähige eGK auf das NFC-fähige Telefon halten. Dann erfolgt automatisch die Aufforderung, die letzten sechs Ziffern der Kartennummer einzugeben. Sobald dies geschehen ist, können die Patienten über die App der jeweiligen Versandapotheke ihre E-Rezepte einsehen und in den Warenkorb legen.
Erklärtes Ziel ist es, dass die Gematik das Verfahren zu einem eigenen Produkt macht. Dann könnte es nicht nur von den beiden großen Versendern DocMorris und Shop Apotheke genutzt werden, sondern von allen Apotheken. Die Gespräche mit Bundesgesundheitsministerium (BMG) und Gematik verliefen sehr konstruktiv, man gehe davon aus, dass das Verfahren vor dem Jahreswechsel eingeführt werden könne.
Doch noch gibt es dazu keinen neuen Stand. „Die Gematik prüft zurzeit den Vorschlag für die Einlösung des E-Rezeptes durch Versandapotheken“, teilt ein Sprecher auf Nachfrage mit. „Sobald es hier neue Entwicklungen gibt, informieren wir aktiv dazu.“
Roll-out ohne Versender?
Den Versendern läuft damit die Zeit davon. Denn so wie es aussieht, wird die verpflichtende Einführung des E-Rezepts ohne sie stattfinden. Damit die NFC-Variante ein offizielles Produkt der Gematik wird, müsste es zunächst erst einmal eine technische Spezifikation geben. Und selbst dann würde es nach Expertenmeinung ein halbes Jahr dauern, bis diese final veröffentlicht werden könnte.
Die Hoffnung auf Apothekerseite ist daher, dass das E-Rezept ab Jahresbeginn möglichst schnell hochgefahren wird und sich das eGK-Verfahren weiter etabliert.
Ohnehin gibt es Zweifel, ob das NFC-Verfahren der Versender überhaupt so ausgereift ist, wie behauptet wird. Von einer fixen Idee ist in Expertenkreisen die Rede, von einer Finte.
Doch es gibt auch andere Quellen, die den Versendern und ihrer Alternative noch Chancen einräumen: Demnach könnte es eine Vorabveröffentlichung der Spezifikation am 15. Dezember geben – und eine finale Version schon im Februar. Dann könnten DocMorris und Shop Apotheke mit leichter Verzögerung noch ins Rennen einsteigen. Und eine weitere Möglichkeit hätten sie auch noch: Aktuell, gebe es keine Möglichkeit, die Nutzung des Verfahrens zu unterbinden, heißt es.