Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) und der Saarländische Apothekerverein (SAV) fordern die Gematik auf, unverzüglich für eine zuverlässige E-Rezept-Infrastruktur zu sorgen. Darüber hinaus müssen Apotheken für die Ausfälle und Aufklärungsarbeit entschädigt werden.
Die beiden Verbandschefinnen Tatjana Zambo und Susanne Koch teilen bezüglich der wiederkehrenden TI-Störungen mit: „Es ist zum Verrücktwerden: Da stehen die Patienten in der Apotheke und brauchen ihr Medikament, und die Technik der Gematik verhindert, dass wir die entsprechenden E-Rezepte abrufen können. Und das in schöner Regelmäßigkeit!“
Der Frust für die Nichtbelieferung falle beim Kunden aus Unwissenheit oft genug auf die Vor-Ort-Apotheke zurück. Viele dieser Kunden gingen laut Zambo davon aus, dass ihre Vor-Ort-Apotheke unzuverlässig sei. „Das ist nicht nur ärgerlich, sondern ein effektiver Imageverlust und auch ein wirtschaftlicher Schaden für die einzelne Apotheke.“
Die Gematik trage als nationale Digitalagentur nach eigenen Angaben die Gesamtverantwortung für TI, die zentrale Plattform für digitale Anwendungen im deutschen Gesundheitswesen. „Störungen am zentralen System wirken wie eine Handbremse, denn entweder kann die Arztpraxis erst gar kein E-Rezept erzeugen oder in der Apotheke kann ein hinterlegtes Rezept nicht abgerufen werden – oder beides“, so Zambo und Koch weiter.
Allein an vier der letzten zehn Tage war die TI nicht oder nur eingeschränkt erreichbar. „Es wird Zeit, dass wir Apothekerinnen und Apotheker für diese Ausfälle, für unsere tote Arbeitszeit während dieser Ausfälle und für die auch darüber hinaus zu leistende Aufklärung der Patientinnen und Patienten angemessen entschädigt werden“, fordern sie.
Koch sieht insbesondere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der Pflicht, „denn schließlich ist es der Staat, dem die Gematik mehrheitlich gehört und der diese offenbar noch nicht ausgereifte Technologie ohne Rücksicht auf Verluste durchdrückt“. Ihr Fazit: „Jetzt rächt sich, dass allein auf politischen Druck hin das E-Rezept ohne große Erprobung eingeführt wurde. Die Zeche zahlen auch unsere Patient:innen, die für die nunmehr auftretenden Fehler zu Recht keinerlei Verständnis übrig haben.“
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