Firmware-Update fehlt

E-Rezept: Totalausfall der KoCoBox

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Berlin -

Das Jahr beginnt in der Avesana Zwingli-Apotheke von Patrick Kolbe mit einem Totalausfall. Der Inhaber aus Dresden kann keine E-Rezepte abrufen. Grund ist ein Problem zwischen dem Konnektor und Prokas/Noventi. Dem EDV-Anbieter zufolge fehlt bei manchen Konnektoren eine bestimmte Firmware-Version, die jetzt nachgerüstet wird.

Kolbe muss seit heute Morgen Kunden mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, die digital verordnet sind, wegschicken. „Wir kämpfen seit heute morgen mit einem Totalausfall der KoCoBox im Zusammenspiel mit Prokas von Noventi“, sagt er. Auch am Nachmittag funktioniere nichts. „Ich kann die Kunden nur wegschicken oder vertrösten, aber wann es wieder geht, weiß ich nicht.“

Von Noventi komme kaum Informationen. Lediglich im Kundenportal gebe es einen Hinweis: Demnach komme es aktuell „bei der TI-Anbindung in Verbindung mit einer KoCo-Box zu Störungen“. Ein Team arbeite mit Hochdruck an einer Lösung. „Sofern Sie betroffen sind, weichen Sie bitte auf das Papierrezept aus.“ Der Prokas-Anbieter bittet zudem um Verständnis.

Noventi: Ursache gefunden

Immerhin: Im aktuellen Fall dürfte die Problemlösung nicht mehr lange dauern: Noventi zufolge sollte das System bald wieder laufen. Die Fehlerursache sei identifiziert, sagt ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage. Das Problem werde aktuell behoben.

Der Grund sei ein fehlendes Update: „Wie bekannt stellt Noventi derzeit alle unsere TI-Kunden auf die komfortable und sichere Rechenzentrumslösung ‚TIaaS mit secunet Konnektoren‘ um“, so der Sprecher. „Bei einer gewissen Anzahl der TI-Kunden, die noch vor der Umstellung sind, ist noch der alte Konnektor KoCo-Box von CompuGroupMedical (CGM) im Einsatz.“

Die betroffenen Konnektoren hätten zwar eine von der Gematik offiziell zugelassene Firmware-Version, die noch bis Ende 2025 gültig sei. „Aber wie wir heute auf Nachfrage bei CGM erfahren haben, verlangen einige KoCo-Box-Konnektoren seit dem 1. Januar 2025 jedoch zwingend eine bestimmte Firmware-Version, um zu funktionieren.“

Aktuell würden daher die betroffenen Konnektoren mit Hochdruck auf die von CGM verlangte Firmware-Version aktualisiert. Damit werde das Problem behoben. „Wir freuen uns, wenn alle unsere Kunden auf die komfortable und sichere Rechenzentrumslösung TIaaS-Lösung umgestellt worden sind, um solche Ausfälle zukünftig zu vermeiden.“

Durch den Ausfall sei „keinerlei E-Rezeptbelieferung möglich“, klagt Kolbe. Etwa 120 Kundinnen und Kunden schickte er bereits weg. Auch ältere Rezepte, bei denen die Medikamente erst bestellt werden müssten, könnten nicht verarbeitet werden, weil die nötige Verknüpfung fehle. Glücklicherweise sei nur eine seiner vier Apotheken betroffen; in den übrigen Betrieben nutzt er andere Systeme. Dennoch schätzt er, dass er nicht der einzige ist, der unter dem Totalausfall leidet: „Es dürften hunderte Apotheken betroffen sein.“

Apothekenkundschaft wenig Verständnis

Die Kundschaft reagiere genervt auf das Problem. „Man ist nicht sonderlich verständnisvoll. Das Thema E-Rezept an sich wird von der technischen Seite her nicht verstanden. Außerdem sind Ängste vorhanden, weil man nichts mehr in der Hand hat.“ Die Grundstimmung sei nicht so toll und der Ausfall helfe nicht. „Ich kann den Kunden keine Aussage geben, wann es wieder geht und sie nur wegschicken.“

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