Tester oder Testimonial?

E-Rezept-Test: Gematik versemmelt Anonymisierung

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Berlin -

Die Gematik ist nicht nur für den reibungslosen Betrieb des E-Rezepts zuständig, sondern auch für dessen Datensicherheit. Umso auffälliger sind banale Datenpannen des bundeseigenen Unternehmens. Auf dem Webauftritt der Gematik zur E-Rezept-Fokusregion Berlin-Brandenburg ist der bisherige erste Versicherte verschwunden. Er wurde durch eine neue Versicherte ersetzt – und plötzlich sind alle Beteiligten anonymisiert. Allerdings war im Dateinamen des zugehörigen Fotos der Name der Frau ausgeschrieben.

Detlev Scherbring ist nicht mehr der Versicherte Nr.1 der Gematik – zumindest wurde er stillschweigend von der Website der Gematik zum E-Rezept-Testlauf entfernt. An seiner Stelle steht nun Stephanie K., über die man nichts weiter erfährt, als dass sie eine Versicherte ist. Immerhin ist ein Foto von ihr abgebildet – und im Dateinamen des Bildes ist ihr Nachname zu lesen.

Daraus lässt sich herausfinden, dass auch sie nicht ganz unvertraut ist mit der technischen Materie: Es handelt sich bei K. um eine Referentin im Fachbereich Netzdienste bei der Avacon Netz GmbH, einem regionalen Energieversorgungsunternehmen aus Niedersachsen. Wie Scherbring ist auch sie nicht in der Fokusregion Berlin-Brandenburg ansässig, sondern wohnt in Braunschweig.

Allerdings scheint das tatsächlich keine Rolle zu spielen. Denn auf Anfrage erklärt die Gematik, es handele sich weder bei Scherbring noch bei K. um Teilnehmenden an der E-Rezept-Testphase. „Es handelt sich um Menschen, die uns ein Statement hinsichtlich der Erwartungshaltung zum E-Rezept gegeben haben“, so ein Sprecher. Ende Juni, kurz vor Start der E-Rezept-Testphase, klang das noch anders: „Herr Scherbring ist ein Beta-Tester und nicht der erste Patient mit E-Rezept“, erklärte die Gematik damals auf Nachfrage. „Er freut sich als Beta-Tester auf den Start des E-Rezepts und die Nutzung der App.“

Die Personalie Scherbring hatte damals Fragen aufgeworfen, war er doch bis vorletztes Jahr Manager bei Siemens. Der Konzern wiederum mischt mit seiner Tochter Healthineers beim Aufbau des E-Rezepts mit, wenn auch eher mittelbar. Im Dezember vergangenen Jahres stellte Siemens seine Plattform „Teamplay Digital Health Platform Connect“ vor. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich eine offene Plattform, die den Datenaustausch zwischen Leistungserbringern im Gesundheitswesen ermöglichen soll und dabei auch an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden ist.

Immerhin hat K. tatsächlich auf der Seite ihre Erwartungen formuliert: „Mit dem elektronischen Rezept verbinde ich die Hoffnung, dass alles ein bisschen einfacher wird, dass man sehr viel flexibler mit seinem Handy in die Apotheke gehen kann und es kommt nicht darauf an, dass man diesen einen wichtigen Zettel dabei hat.“

Wenn es sich bei ihr nur um ein Testimonial handelt, steht natürlich die Frage im Raum, warum sie anonymisiert wird – und auch, warum Scherbring stillschweigend verschwunden ist. Allerdings wurden auch die bisher schon bekannten Teilnehmer des E-Rezept-Testlaufs – Apotheker Konstantin Lamboy, Apothekerin Beate Garbe und Arzt Dr. Detlef Kaleth – auf der Seite unkenntlich gemacht, trotz Foto und trotz der Tatsache, dass sie in der jüngeren Vergangenheit öffentliche Auftritte in ihrer Funktion hatten.

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