Das E-Rezept ist aus Sicht des Deutschen Hausärzteverbandes in der derzeitigen Form nicht sinnvoll nutzbar. Gemeinsam mit dem Hausärzteverband Westfalen-Lippe unterstützt er die Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), den Roll-Out des E-Rezeptes unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht fortzuführen.
Die Hausärzt:innen betonen, dass das E-Rezept grundsätzlich eine sinnvolle Anwendung sei, von der besonders die Patient:innen profitieren könnten. „In der derzeitigen Form ist es jedoch weder für Hausärztinnen und Hausärzte noch für Patientinnen und Patienten praxistauglich.“ Der flächendeckende Roll-Out scheitere nicht an den Ärzt:innen, sondern an der desolaten Umsetzung.
„Dass die KV Westfalen-Lippe sich gezwungen sieht, die Reißleine zu ziehen, ist absolut nachvollziehbar“, sagte Anke Richter-Scheer, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. „Es ist mehr als nur bedauerlich, dass es die verantwortlichen Akteure im Jahr 2022 nicht schaffen, eine praktikable Lösung zur Verfügung zu stellen, die die Versorgung einfacher und digitaler macht.“
Nachdem die Übertragung des E-Rezeptes mittels der elektronischen Gesundheitskarte untersagt wurde, stehe nach derzeitigem Stand kein praktikabler digitaler Übertragungsweg mehr offen. Die von der Gematik zur Verfügung gestellte E-Rezept-App werde wegen sehr hoher Zugangshürden nur von einer sehr niedrigen Zahl an Patient:innen genutzt. Der Ausdruck des Tokens auf Papier konterkariere die Idee einer elektronischen Verordnung.
„Die Hausärztinnen und Hausärzte würden sehr gerne das E-Rezept nutzen, die Umsetzung ist allerdings so schlecht, dass es weder den Kolleginnen und Kollegen noch den Patientinnen und Patienten zumutbar ist. Die Liste der gescheiterten Telematikinfrastruktur-Projekte wird somit immer länger. Es zeigt sich einmal mehr: Die Anwendungen der Telematikinfrastruktur funktionieren in der Praxis nicht. Man hat eine Autobahn gebaut, auf der niemand wirklich fahren kann“, sagte Professorin Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes.
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