Beim Direktabrechner Scanacs reagiert man schockiert auf die Aussage von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), wonach das E-Rezept bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens nicht im Fokus steht. In einem offenen Brief zählt Geschäftsführer Frank Böhme auf, welchen Nutzen die digitale Verordnung hat.
Böhme weist die Behauptung zurück, das E-Rezept habe keinen Nutzen: „Gerade beim E-Rezept ist für alle Beteiligten klar, dass die Menschen die ärztliche Verordnung über eine App auf ihrem Smartphone einlösen. Dies ist bereits heute möglich und in vielen anderen Lebensbereichen ein etablierter Prozess. Der Papierweg unterstützt lediglich diejenigen, welche nicht über die entsprechende Technologie verfügen oder von dieser gegebenenfalls überfordert sein könnten. In beiden Fällen ist der Nutzen, bezogen auf den Gesamtprozess zwischen Arzt, Patient, Apotheke und Krankenkasse, sicherlich nicht identisch, jedoch eindeutig und erheblich.“
Böhme zählt auf, was aus seiner Sicht das E-Rezept ausmacht:
„Wir haben gemeinsam mit vielen Partnern, auch in den Konnektathons der Gematik, intensiv an der Einführung des E-Rezeptes gearbeitet. Daher wissen wir, dass der Prozess funktioniert. Dies gilt sicherlich noch nicht für alle relevanten Beteiligten, aber doch für viele“, so Böhme.
„Wir empfehlen daher, die Vorreiter zu unterstützen, Ängste und Informationslücken abzubauen, um das Projekt E-Rezept konsequent weiter voranzutreiben und nicht kurz vor einer breiten Einführung zu bremsen. Das wäre ein fatales Signal für alle laufenden Digitalisierungsprojekte, auch dem der Digitalisierung der Befunde, und für die Innovationsfähigkeit des deutschen Gesundheitswesens insgesamt.“
In vielen europäischen Ländern sei das E-Rezept in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg eingeführt worden. „Unser eigenes deutsches E-Rezept-Projekt bietet nun sowohl die Möglichkeit, den verlorenen Anschluss wieder aufzuholen als auch auf dessen Grundlage künftig eine Vorreiterrolle in der Digitalisierung des Gesundheitswesens zu übernehmen“, so Böhme. Der ehemalige Sanofi-Manager hatte das Unternehmen gegründet und vor einem Jahr den IT-Konzern CompuGroup Medical (CGM) an Bord geholt.
Lauterbach hatte beim, „Praxischeck“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) nicht nur die Fehleranfälligkeit, sondern auch den fehlenden Nutzen moniert: „Was bringt ein E-Rezept, das ich ausdrucken muss. Das kann noch nicht überzeugen.“ Er wolle solche Applikationen fokussieren, bei denen Patienten und Ärzte den Nutzen spüren. „Dinge wie E-Rezept und elektronische Krankschreibung müssen kommen, aber nicht so.“ Denn es sei kontraproduktiv für die Akzeptanz aller Beteiligten, wenn man Dinge durchboxe, die keinen spürbaren Nutzen hätten.
Neben dem „kollektiven Nutzen“ liege ihm die digitale Vernetzung von ambulantem und stationärem Bereich am Herzen – Stichwort: elektronische Patientenakte (ePa). „Was wirklich helfen würde, wäre die Digitalisierung von Befunden mit der Möglichkeit einer Suchfunktion. Das macht die Medizin definitiv besser.“ Hier sei er für ein „Windhundrennen“, um die Entwicklung deutlich zu beschleunigen.
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