Inhaber von Filialverbünden haben es derzeit schwer mit Reservierungen: „Kommen Patienten beispielsweise in die Hauptapotheke und wir haben nur zwei von drei verordneten Positionen da, hätten aber in der Filiale das fehlende dritte Medikament, können wir nicht mehr wie sonst üblich dort reservieren“, so Christian Milbrandt, Inhaber der Sonnen-Apotheke am Bahnhof in Donaueschingen.
Inhaber:innen mit mehr als einer Apotheke können oftmals in der Filiale auf Arzneimittel zurückgreifen, die in der Hauptapotheke nicht mehr an Lager sind: „Üblich war es bisher, die Vorgänge des Kunden in der Apotheke abzuschließen, die zuerst vom Patienten besucht wurde. Wir konnten die fehlenden Medikamente in der Filiale reservieren, der Patient hat alles auf einmal bezahlt und musste das Medikament in der anderen Apotheke nur noch abholen“, so Milbrandt.
Das ändert sich nun mit der Einführung des E-Rezeptes gravierend. „Ich kann bei fehlenden Medikamenten nicht mehr in der Filiale reservieren, uns geht damit die Sicherheit verloren, dass das benötigte Medikament für den Patienten sozusagen geblockt ist, bis er es abholt“, so der Inhaber. Mehr noch: „Wir müssen in solchen Fällen jedes Mal in der Filiale anrufen und bitten, dass es zur Seite gelegt wird, um auszuschließen, dass es nicht in der Zwischenzeit aus Versehen an jemand anderen abgegeben wird“, so Milbrandt. „Das ist maximal unkomfortabel für die Patienten.“
Das Problem sei die Chargenübermittlung zwischen den Apotheken: „Der Warenwirtschaftsdienstleister müsste eine Funktion zur Verfügung stellen, die die Übermittlung der Charge gewährleistet. Denn der Vorgang der Ausbuchung der Medikamente erfolgt in der abgebenden Apotheke. Im Prinzip müsste man also die Charge des reservierten Medikamentes hin und her schicken können“, so ein anderer Inhaber aus Karlsruhe, der ebenso Probleme hat, Reservierungen in der Filialapotheke vorzunehmen.
In Milbrandts Fall seien die Filialen nicht allzu weit voneinander entfernt: „Unsere Patienten nehmen ohnehin schon einen Weg von etwa 800 Metern in Kauf. Sie verlieren aber zusätzlich wertvolle Zeit.“ Denn: „Sie können ihre Medikamente nicht wie sonst einfach nur noch abholen. Sie müssen erneut warten, und der Vorgang findet im Prinzip von vorn statt und dauert entsprechend länger“, so der Apotheker.
Hinzu kommt, dass es zwei Zahlvorgänge gibt: „Viele Kunden möchten gern mit einem Mal alles bezahlen. Das geht aber aufgrund der nicht vornehmbaren Reservierung nicht. Sie müssen beim Abholvorgang das fehlende Medikament zahlen, haben also im Endeffekt auch zwei Kassenbons. Die Patienten sind davon nicht begeistert“, so Milbrandt. „Das E-Rezept kostet schon an sich viel mehr Zeit als Papierrezepte, solche Umstände verlängern die Vorgänge weiter unnötig.“
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