Nur vier digitale Verordnungen im April

E-Rezept-Quote der TK: 0,000001 Prozent

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Berlin -

Rund 18.000 E-Rezepte sind eingelöst – doch nicht nur die Ärzt:innen zweifeln an der Aussagekraft dieser Zahl. Thomas Ballast, stellvertretender Vorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK), rechnete bei einer Konferenz vor, wie viele Rezepte im April tatsächlich digital übermittelt wurden.

Laut Ballast wird das E-Rezept seinem Namen noch lange nicht gerecht. Im April seien 438 E-Rezepte bei der TK abgerechnet worden. Darunter seien aber nur vier oder fünf echte E-Rezepte gewesen, also Verordnungen, die auch digital übertragen wurden. Der Rest waren QR-Codes ausgedruckt auf Zetteln, die dann wieder eingescannt werden mussten. Zum Vergleich: Insgesamt wurden im gleichen Zeitraum 3,8 Millionen Verordnungen abgerechnet. Die echte E-Rezept-Quote liegt also bei 0,000001 Prozent.

„Im Grunde wird auf diese Weise ein blöder Prozess digitalisiert, aber nicht verändert“, so Ballast bei einem von Zur Rose gesponsortes Panel beim Jahreskongress des Bundesverbands Managed Care (BMC). „So verlieren wir die Menschen.“ Schlüssel für den Erfolg ist aus seiner Sicht – so wie bei allen anderen potenziell disruptiven Anwendungen auch – dass der Nutzen für die Anwender:innen die Ängste überwiege und sich Sorgen damit zerstreuten.

Kasse will Versorgung beeinflussen

Ballast räumte ein, dass es ihm als Vertreter eine Kasse darum gehe, die Versorgung zu beeinflussen. Zwar werde diese sich nie komplett digitalisieren lassen. Aber man wolle sie als zusätzlichen Weg dort entwickeln, wo sie funktioniere. Zwar sieht er auch, dass digitale Tools im Gesundheitswesen auf absehbare Zeit nicht so stark in Anspruch genommen werden wie von den Anbietern erhofft. „Das ist das Problem der kleinen Zahl.“ Allerdings werde der Bedarf steigen – wegen der demografischen Entwicklung von Patientinnen und Patienten auf der einen, aber auch von Ärztinnen und Ärzten auf der anderen Seite. Außerdem werde die Kluft zwischen der Alltagserfahrung der Menschen und den Möglichkeiten im Gesundheitswesen immer größer.

Ganz neutral ist Ballast freilich nicht, hatte doch die TK ein eigenes Konzept für das E-Rezept ausgearbeitet und als Alternative ins Spiel gebracht. Hier seien mehrere Kassen beteiligt gewesen, die zusammen rund 30 Prozent der Versicherten abdecken, 1700 Apotheken und hunderte Ärzt:innen. Bei diesem Modell seien mehr E-Rezepte ausgestellt und von Anfang bis Ende bearbeitet worden als in der Pilotphase der Gematik.

Allerdings räumte er auch ein, dass die Gematik ein „Parallelogramm der Unmöglichkeiten“ bearbeiten müsse. „Eine Vergnügungsveranstaltung ist das nicht.“ Es seien viele Akteure aus unterschiedlichen Welten beteiligt. „Das verbaut einem natürlich den Weg, den Mehrwert für die Anwender in den Vordergrund zu stellen. Stattdessen wird möglichst viel standardisiert und mit Zwängen gearbeitet.“ Unter dem früheren Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sei so eine gewisse Geschwindigkeit entstanden, aber auf Dauer sei dies kein Weg.

„Bastelbude Gematik“

Ähnlich argumentierte Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands. Er gab zu Protokoll, dass die Ärzt:innen keine Digitalverweigerer seien und dankbar für digitale Anwendung wären, die ihren Alltag erleichtere. Allerdings sei das, was die „Bastelbude Gematik“ entwickele, alles andere als praxistauglich. Das könne man schon daran sehen, dass die verpflichtende Einführung mit Sanktionen durchgepeitscht werden müsse. „Das zeigt doch, dass das Zeug nicht funktioniert. Sonst würde es ja von selbst laufen.“

Auch wenn die Gematik es zuletzt wieder anders dargestellt habe – es laufe sehr holperig. Hauptproblem ist laut Weigeldt, dass zu wenig mit denen gesprochen werde, die es am Ende anwenden sollen. „Der Mensch ist analog, deshalb wird auch die Versorgung im Grundsatz analog bleiben.“ Seiner Meinung wird durch die Digitalisierung auch keines der Grundprobleme der Versorgung gelöst.

Walter Hess, CEO von Zur Rose, sieht das naturgemäß anders. Digitale Lösungen seien eine Möglichkeit, um geführte Behandlungsprozesse zu entwickeln. Dadurch ließen sich bis zu 10 Prozent der Kosten sparen, erklärte er mit Blick auf die Schweiz, so Zur Rose bereits Programme mit Krankenversicherungen aufgelegt hat. Solche alternativen Versicherungsmodelle brauche es auch in Deutschland, um das Defizit in der GKV zu senken. Dafür müssten aber die rechtlichen Rahmenbedingungen deutlich gelockert werden.

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