Kammer kritisiert TI-Ausfälle

E-Rezept: Patienten als Versuchskaninchen

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Berlin -

Eigentlich sollten E-Rezepte schnell und einfach nach dem Arztbesuch direkt in die Apotheke einlösbar sein. Doch seit der verpflichtenden Einführung Anfang des Jahres kommt es dabei immer wieder zu Problemen. Die ständigen Störungen der Telematikinfrastruktur (TI) seien dabei nicht nur lästig, sie würden durch entstehende Verzögerungen die Versorgungssicherheit der Patient:innen gefährden, so Jens Dobbert, Präsident der Landesapothekerkammer Brandenburg.

„Wir Apotheken erscheinen dadurch nicht nur unfähig, sondern die Patient:innen werden auch nicht umgehend versorgt und müssen doppelte Wege auf sich nehmen. Dieser Umstand gefährdet die Versorgungssicherheit der Patient:innen“, so Dobbert.

Der von der Gematik eigens für auftretende Störungen eingerichtete Whatsapp-Kanal weise inzwischen mehrfach täglich auf Einschränkungen der TI hin, die durch technische Beeinträchtigungen verschiedener Anbieter verursacht seien. Pro Stunde wären so teilweise bis zu 200.000 E-Rezepte nicht einlösbar, was eine beträchtliche Anzahl von Patient:innen beträfe und erhebliche Auswirkungen auf die Patientenversorgung habe. Da das E-Rezept nicht auf der Versichertenkarte gespeichert, sondern auf einem Server hinterlegt werde und durch die Karte dort abrufbar sei, könne die Apotheke bei einem Serverausfall die Daten gar nicht auslesen und somit die Patient:innen nicht versorgen, so Dobbert.

BMG in der Pflicht

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) reagiere nicht auf die Forderung, das Experiment zu stoppen, bis das System fehlerfrei funktioniere. Eine transparente Kommunikation über die Ursachen der Ausfälle sowie eine Besinnung auf die Bedürfnisse der Patientenversorgung gebe es ebenfalls nicht. „Die Digitalisierung im Gesundheitswesen muss zwingend technisch zuverlässig sein und ein gesichertes Datenschutzniveau gewährleisten. Andernfalls fungiert die gesamte Bevölkerung als Versuchsobjekt mit ungewissem Ausgang“, so Dobbert.

Unnötige Verzögerungen

Bereits seit September 2022 seien die Apotheken technisch bereit gewesen, E-Rezepte zu beliefern. Jedoch sei das vom BMG und der Gematik aufgebaute Projekt von Unzulänglichkeiten und regelmäßigen Ausfällen geprägt, was die Effizienz der Apotheken, Zahnarztpraxen und Arztpraxen stark beeinträchtige. Patient:innen müssten so oft unnötig lange warten, bis ihre Rezepte ausgestellt, vom behandelnden Arzt signiert und durch die Apotheken beliefert werden könnten.

Früher habe man ein Rezept als Papierausdruck in der Arztpraxis erhalten, konnte telefonisch in der Apotheke vorbestellen und später abholen. Mit dem E-Rezept bleibe man in der Praxis erst einmal ohne konkrete Information zurück und muss sich in der Apotheke überraschen lassen.

„Dieses Verfahren führt dazu, dass viele Menschen ihre Rezepte vergessen, da sie sie nie zu Gesicht bekommen und somit auch ihre Medikamente womöglich nicht mehr einnehmen. Wenn die Medikamente tatsächlich aufgebraucht sind, ist die Erinnerung kaum möglich. War das Rezept überhaupt verordnet oder nur nicht abrufbar, oder war das Arzneimittel nicht lieferbar? Dadurch wird jedoch die Qualität der Arzneimittelversorgung extrem eingeschränkt“, erläutert Dobbert.

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