Das E-Rezept kommt – und in den Apotheken sind zahlreiche Fragen offen. „Ich bin ganz ehrlich gespannt, wie das funktionieren soll“, sagt Anne Lahoda. Bisher wurde in ihrer Apotheke noch keine einzige elektronische Verordnung vorgelegt. Auch Christiane Philipps ist nicht glücklich über die Nachricht, dass es in Bayern ab September losgehen soll.
Zwar wird das E-Rezept für alle Apotheken verpflichtend zum 1. September eingeführt. Für Ärzte und Zahnärzte soll der Roll-out dagegen in regionalen Stufen erfolgen: Den Anfang machen ab dem 1. September die Bundesländer Schleswig-Holstein und Bayern. Für die Apotheken bedeutet das im Umkehrschluss, dass sie mit digitalen Verordnungen rechnen müssen. „Ich weiß nicht, ob ich glücklich darüber sein soll“, sagt Philipps. Die Inhaberin der Garmischer Apotheke in München beschreibt ihren Betrieb als „E-Rezept-ready“, doch die Sorge, dass die Technik nicht reibungslos funktioniere, bleibe.
Anders bei ihrer Kollegin Lahoda im fränkischen Lohr am Main. „Wir würden gerne üben, aber können nicht“, so die Inhaberin der Marien-Apotheke. Ihr Softwarehaus ADG testet aktuell noch in kleiner Runde, ab dem 1. Juli schließlich soll das E-Rezept für alle ADG-Kund:innen zur Verfügung stehen. Das ist für Lahoda jedoch nicht der einzige Knackpunkt: „Wir sind offen für Digitales und das E-Rezept, haben Fortbildungen und Webinare gemacht, sind in der KIM angeschlossen.“ Doch es sei herausfordernd, wenn die Ärzt:innen noch nicht so weit sind. „Das empfohlene Pärchen-Bilden ist dadurch nicht so einfach.“
Für Lahoda gibt es an verschiedenen digitalen Projekten Probleme. „Ich kann mit meinem HbA keine Komfortsignatur erstellen und muss jedes Mal die PIN eingeben. Ich habe ihn zu früh bestellt.“ Ein neuer Ausweis wäre die Lösung, sei jedoch mit rund 550 Euro kostspielig. Die Kartenterminals seien noch batteriebetrieben und fielen plötzlich aus – der Konnektoren-Austausch stehe an. „Wir haben in dieser Richtung mit so vielen Problemen zu kämpfen, das ist Wahnsinn.” Es sei „heftig“, dass das E-Rezept jetzt „von unten“ eingeführt werden soll.
Die Apothekerin warnt vor Anfangsfehlern. „Der Weg dorthin kann holprig sein.“ Sie habe bereits die Ärzt:innen in ihrer Region angefragt, noch stelle keine Praxis E-Rezepte aus. Bei KIM sei nur eine Medizinerin angeschlossen, die sich aber nicht zurückgemeldet hatte. „Mir fehlt das Üben bis September“, sagt Lahoda. „Ich würde es gerne machen und will den Fortschritt mitgehen.“ Dass Bayern und Schleswig-Holstein den Anfang machen, ist für sie nicht relevant. „Ich habe kein Problem damit, beim Start dabei zu sein. Manchmal Dinge werden unter Druck und Zeitnot schneller ins Rollen gebracht.“
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