Zwei Wochen ist der Start des E-Rezepts nun her – offiziell zumindest, de facto wurden noch keine echten E-Rezepte abgerechnet. Dass es noch eine ganze Weile dauern wird bis bundesweit E-Rezepte ausgestellt und bedient werden, dürfte für viele Apotheken eine gute Nachricht sein, denn jede zehnte von ihnen ist immer noch nicht an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen, wie der E-Rezept Readiness Index (ERI) von aposcope powered by Noventi nun zeigt.
Eigentlich hätten bis zum 30. September 2020 alle deutschen Apotheken an die TI angeschlossen und dadurch – zumindest theoretisch – bereits in der Lage sein müssen, E-Rezepte zu empfangen und zu bedienen. Die Frist wurde von einem großen Teil der Betriebe verfehlt – was aber auch nicht weiter auffiel, weil sie nicht mit Sanktionen belegt war. Ein Dreivierteljahr später ist die Lücke immer noch nicht geschlossen: Trotz des gesetzlich festgeschriebenen E-Rezept-Starts am 1. Juli geben 10 Prozent der Apotheken im aktuellen ERI an, dass sie nicht an die TI angeschlossen sind.
Immerhin scheint es im Juni angesichts des nahenden Stichtages nochmal einen kleinen Run auf die Konnektoren-Anbieter gegeben zu haben. Im Januar waren noch über 40 Prozent der Apotheken nicht in der TI, im Februar und März sank die Zahl recht kontinuierlich auf knapp 36 und knapp 29. Nur schrittweise nahm die Zahl dann von März bis Juni ab, um zuletzt bei knapp 23 Prozent zu liegen. Innerhalb der letzten vier Wochen vor dem 1. Juli hat also mehr als die Hälfte der noch nicht angeschlossenen Apotheken nachgezogen. Parallel ist auf hohem Niveau auch die Zahl derer gestiegen, die bereits Maßnahmen ergriffen haben, um sich auf die Einführung elektronischer Verordnungen vorzubereiten – der ERI hat im Juli einen neuen Höchststand erreicht.
Im Detail gestalten sich die Ergebnisse aber differenzierter: Zwar sind die meisten Apotheken in den verschiedenen Vorbereitungen auf unterschiedlich hohem Niveau bereits gut vorbereitet. In bestimmten Bereichen wie der Information der Kunden über das E-Rezept ist aber trotz des einer deutlichen Zunahme noch sehr viel Luft nach oben. Gewinner und Verlierer gibt es auch auf der anderen Seite: Während die Zufriedenheit mit der Organisation, Unterstützung und Information bei Kammern, Verbänden und Abda abnahm, konnten die Geamtik und das Bundesgesundheitsministerium etwas Boden gutmachen. Hier gilt jedoch: Die große Mehrheit der Apotheker ist mit deren Leistungen weiterhin unzufrieden. Bei der Abda sind das fast drei Viertel der Befragten, beim BMG sogar 86 Prozent.
Ohnehin halten sich die Erwartungen an das E-Rezept nach wie vor in Grenzen: 95 Prozent der Befragten erwarten zum Beginn der verpflichtenden E-Rezept-Nutzung ab 1. Januar massive Probleme. Dazu zählt offenbar auch das denkbar größte Problem: Drei Viertel der Befragten rechnen nicht fest damit, dass das E-Rezept zum Stichtag wirklich verpflichtend kommt.
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