Zwischenfazit im Förderprogramm

E-Rezept: Jede dritte Apotheke braucht Hilfe

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Berlin -

Viele Apotheken haben bislang wenige oder gar keine Erfahrungen mit dem E-Rezept gemacht. Intensiver getestet wird das E-Rezept im Rahmen des Förderprogramms der E-Rezept-Enthusiasten. Das Zwischenfazit der Begleitstudie nach 93 abgeschlossenen Befragungen: Größere Probleme gab es nicht, allerdings benötigte ein Drittel der Apotheken externe Hilfe bei der Einrichtung des E-Rezepts vor Ort. Und die meisten Teilnehmer wünschen sich eine aktivere Kommunikation zum Thema. 

Die Begleitstudie wird von Dr. Steffen Hamm, Professor für Digital Healthcare Management an der Ostbayrische Technische Hochschule Amberg-Weiden (OTH) durchgeführt. Ziel ist es, möglichst viele Erkenntnisse von Seiten der Arztpraxen, Apotheken und Patient:innen zu gewinnen, um etwaige Stolpersteine in der täglichen Umsetzung auszumachen und idealerweise zu beseitigen.

Die Schaffung der Software-seitigen Voraussetzungen für den Einsatz des E-Rezeptes sowie der laufende Betrieb verliefen laut Befragung reibungslos, allerdings benötigten 8 von 22 Apotheken externe Hilfe. Die Schaffung der Hardware-seitigen Voraussetzungen für den Einsatz des E-Rezeptes sowie der laufende Betrieb sind laut Hamm ebenfalls reibungslos verlaufen. Neun von 71 Praxen (13 Prozent) mussten sich einen neuen Drucker zulegen.

Eine weitere Erkenntnis der Studie: Der Anteil durchgeführter Schulungen für das Personal war in Apotheken deutlich höher als in Praxen. Und der Austausch zwischen Praxen und Apotheken verlief vor der Einführung des E-Rezeptes meist bilateral, es wurde laut Hamm aber angemerkt, dass die Transparenz über die Existenz möglicher „Partner“ ausbaufähig sei.

Token nahezu immer in ausgedruckter Form

Eine allgemeine Beobachtung bei der Einführung des E-Rezepts wurde in der Studie bestätigt: Fast immer wird der Token in ausgedruckter Form ausgehändigt. Bisher fragen noch verhältnismäßig wenige Patient:innen das E-Rezept proaktiv nach. Die Möglichkeit zur Ausstellung und zum Einlösen von Folgerezepten ohne persönliches Erscheinen wird von der Mehrheit positiv bewertet und teilweise bereits angeboten.

Die meisten teilnehmenden Ärzt:innen finden, dass die Krankenkassen oder das Bundesgesundheitsministerium die Aufklärung über die Nutzung des E-Rezeptes durchführen sollte, die Apotheken sehen sich dabei mehr selbst in der Pflicht.

Insofern bei der Umstellung auf das E-Rezept nicht erstattete Kosten angefallen sind, betreffen diese laut Befragung vor allem den Personalaufwand im Zuge der Umstellung. Die Teams in den Praxen und Apotheken waren überwiegend zufrieden oder mindestens neutral gegenüber dem E-Rezept eingestellt, 88 Prozent der Praxen wollen zukünftig ausschließlich E-Rezepte ausstellen. Die Möglichkeit, E-Rezepte in einer elektronischen Patientenakte (ePa) zu speichern, wird von den Teilnehmern mehrheitlich positiv bewertet.

Das Förderprogramm wurde Ende Juni gestartet. Seitdem wurde mit der Auswertung von insgesamt 179 Fragebögen begonnen, 97 wurden beendet, 93 Befragungen erfüllen die Gültigkeitsbedingungen. Die Arztpraxen stellten durchschnittlich 317 E-Rezepte innerhalb von 2 Wochen aus. 63 von 71 Praxen gaben an, die Apotheken zu kennen, wo die ausgestellten Rezepte voraussichtlich eingelöst werden würden. Bei den befragten Apotheken wurden innerhalb der zwei Wochen des Förderprogramms im Mittelwert 335 E-Rezepte eingelöst. Dabei gaben alle Apotheken an, die Arztpraxen zu kennen, in denen die E-Rezepte ausgestellt wurden.

Am Förderprogramm teilnehmen können Ärzt:innen und Apotheker:innen, die das E-Rezept bereits in die Regelversorgung eingeführt haben und in der wissenschaftlichen Begleitstudie der OTH Amber/Weiden ihre Erfahrungen teilen. Der damit verbundene Mehraufwand in Arzt- und Zahnarztpraxen wird mit 3000 Euro gefördert, Apotheken erhalten 1500 Euro. In vielen Bundesländern gibt es noch freie Förderplätze.

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