E-Rezept: Handy soll eGK ersetzen Patrick Hollstein, 09.02.2024 11:37 Uhr
Auch in Apotheken soll das Einstecken der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) bald abgelöst werden durch die kontaktlose Freigabe der E-Rezepte per Handy. Die Anbieter Red Medical und Akquinet haben sich dazu die Rechte für das Verfahren gesichert, das ursprünglich für die Versender entwickelt worden war.
Manuel Blechschmidt mit seiner Firma Service Health ERx ist Pionier im Bereich der neuen Technologie, die als „Card Link“ bezeichnet wird. Nutzer halten dabei ihre eGK an ihr NFC-fähiges Smartphone. Anschließend können sie in der App beispielsweise ihre bevorzugte Apotheke wählen und bekommen angezeigt, ob das Präparat dort verfügbar ist, ob sie es reservieren oder sich liefern lassen können.
Entwickelt wurde das Verfahren ursprünglich für die Versender und ihren Verband European Association of E-Pharmacies (EAEP). Denn DocMorris, Shop Apotheke & Co. haben derzeit keine Möglichkeit, ohne Gematik-App oder Scan eines ausgedruckten Tokens an E-Rezepte zu kommen. Auch die Plattformen sind auf eine Übertragung ohne Medienbruch angewiesen.
Doch auch in Apotheken vor Ort soll das neue Verfahren Einzug halten. Akquinet und der Softwareanbieter Red Medical haben jetzt als erste Anbieter entsprechende Softwarenutzungsverträge geschlossen, um die Technologie an den HV-Tisch zu bringen. Das Smartphone der Kundin doer des Kunden soll damit quasi zum Kartenterminal werden, mit dem die eGK ausgelesen und E-Rezepte eingelöst werden können. Die Hardware wird in der Apotheke für den Zugang zur TI-Infrastruktur allerdings weiterhin noch benötigt, Konnektor und Kartenterminal mit gesteckter SMC-B müssen also weiter vorhanden sein.
Zulassung dauert noch
Bis die Produkte tatsächlich angeboten werden, wird es allerdings noch dauern. Nach einer Vorabveröffentlichung im Dezember will die Gematik die erforderliche Spezifikation bis zum Ende des ersten Quartals bereitstellen. Dann können Produkt- und Anbieterzulassung beantragt werden, bis zu einer Freigabe können dann erfahrungsgemäß noch zwei bis sechs Monate vergehen.
Blechschmidt und seine ersten Kunden sind allerdings zuversichtlich, dass sie auch dann noch einen deutlichen Vorsprung haben werden. Das Produkt ist immerhin fertig, ab Montag soll mit der Arbeit am Sicherheitsgutachten begonnen werden, diesen Job übernimmt PwC.
Dank „Card Link“ könne man den großen Versandapotheken Paroli bieten, so Red-Geschäftsführer Jochen Brüggemann. „Auch wenn Card Link eher ein Marathon als ein Sprint wird, sind die Red-Kunden wieder einmal den vielleicht entscheidenden Schritt schneller als der Rest des Marktes.“
Dirk Aagaard, Geschäftsführer von Akquinet Health Service, sieht sogar das Potenzial, jedes NFC-fähige Telefon zu einem Kartenterminal für jeden Leistungserbringer zu machen. Und Blechschmidt ist überzeugt, dass es keinem anderen Anbieter gelingen wird, ein Produkt zu „Card Link“ so schnell und vollumfänglich für den gesamten Markt zugängig zu machen.
Andere Anbieter haben zwar ebenfalls mit der Arbeit an einem entsprechenden Produkt begonnen, sind aber noch nicht so weit. Doctorbox kooperiert mit Cherry, Gesund.de hat sich über die Abda-Tochter NGDA einen Kommunikationsweg gesichert, der auch anderen. Interessenten offen stehen soll. „Card Link“ soll nicht nur bei den Versendern, sondern auch in den Apotheken zu einem weiteren Standard werden.