Die Krankenkassen sind bereit für das E-Rezept. Das vermeldet der GKV-Spitzenverband: Alle 97 Kassen sind demnach in der Lage, elektronische Verordnungen abzurechnen. Allerdings könne es dabei noch zu Komplikationen kommen. Die erdrückende Mehrheit der Apotheken, die Sorge vor Abrechnungsproblemen haben, wird das wohl nur bedingt beruhigen.
Mehr als 80 Prozent der Apothekenmitarbeiter:innen haben Sorge, dass E-Rezepte aufgrund technischer Fehler retaxiert werden oder gar nicht erst richtig abgerechnet werden können. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle aposcope-Umfrage. Demnach haben allerdings auch erst 7 Prozent der Apotheken überhaupt ein E-Rezept verarbeitet.
Dass die Sorgen nicht ganz abwegig sind, belegt nun der GKV-Spitzenverband selbst: Zwar seien nun alle gesetzlichen Kassen annahmebereit. Dennoch könne es „noch zu Komplikationen kommen, wenn die Krankenkassen und die Abrechnungszentren der Apotheken miteinander abrechnen“, so der Verband. Die Kassen würden jedoch eng mit den Apotheken und deren Abrechnungszentren zusammenarbeiten, um Retaxierungen wegen technischer Fehler zu vermeiden. Noventi beispielsweise hat bereits zugesagt, dass VSA-Abrechnungen nicht aufgrund technischer Fehler retaxiert würden.
Dass es zu technischen Problemen bei der Abrechnung kommt, war spätestens vergangenen Herbst klar, als ein sogenannter Konnektathon der Gematik – ein Probelauf der Softwarehäuser – hier erhebliche Schwachstellen offenlegte. Der Verband der Deutschen Apothekenrechenzentren (VDARZ) und Bundesverband Deutscher Apotheken-Softwarehäuser (Adas) dementierten erst halbherzig und versprachen noch im November, bis zur ursprünglich geplanten Einführung am 1. Januar in der Lage zu sein, elektronische Verordnungen zur Abrechnung zu bringen. Die Zweifel an dieser Zusage waren aber größer als nach außen hin zugegeben: Anfang Dezember warnten die Rechenzentren dann selbst vor ungelösten Problemen bei der Abrechnung und gaben ein Gutachten dazu in Auftrag. Ergebnis: Das E-Rezept ist ein Risiko für Apotheken.
Das ist jetzt ziemlich genau zwei Monate her. Ob die Probleme in der Zwischenzeit behoben werden konnten und wie sich die Abrechnung in der Praxis gestaltet, wird sich erst noch zeigen müssen, denn bis Donnerstag wurden laut Gematik erst 1596 E-Rezepte eingelöst. Gemäß der neuen Qualitätskriterien sollen es jedoch vor dem Übergang in die Regelanwendung 30.000 sein.
„Es war richtig, die Testphase zu verlängern und transparenter zu gestalten. Nur mit einer ehrlichen Fehlerkultur bringen wir die Digitalisierung des Gesundheitswesens wirklich voran”, sagt Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes. „Die gesetzliche Krankenversicherung treibt den Test des E-Rezepts aus Überzeugung voran. Das E-Rezept ist ein Kernelement der Digitalisierung, das wir möglichst bald und fehlerfrei für unsere 73 Millionen Versicherten in die Fläche bringen wollen.”
Sie appelliere deshalb an die Politik, die Digitalisierung des Gesundheitswesens weiterhin so voranzutreiben und zu unterstützen, wie es im Koalitionsvertrag und auch im Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz Ende Januar angekündigt wurde. „Die Corona-Pandemie hat nun für jeden deutlich sichtbar gezeigt, wie wichtig funktionierende digitale Prozesse im Gesundheitswesen sind. So wie uns jetzt ein digitaler Impfnachweis im Alltag begleitet, sollte es in Zukunft auch das E-Rezept ganz selbstverständlich tun“, so Pfeiffer.
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