Bei der Gematik rechnet man damit, dass der Ausfall beim E-Rezept länger andauern wird. Wegen der Störung bei Compugroup Medical (CGM) würde es für die betroffenen Apotheken womöglich stundenlang nicht möglich sein, Verordnungen über die elektronische Gesundheitskarte (eGK) anzunehmen. Daher wurde jetzt ein wichtiger Sicherheitsmechanismus abgeschaltet.
„Störungsbehebung wird seitens CGM final länger als bis 11h dauern“, teilte Sven Hattenbach, Product Owner bei der Gematik, gegen 10.30 Uhr mit. Daher aktiviere man mitigierende Maßnahmen, die binnen der nächsten Minuten wirksam werden sollen. Konkret geht es um die Lösung „accept PN3“.
Normalerweise muss die Apotheke beim Einlösen von E-Rezepten mittels eGK auf eine Antwort vom Versichertenstammdatenmanagement der Kassen (VSDM) warten. Diese Kommunikation wird durch den sogenannten Intermediär vermittelt, der gerade bei CGM gestört ist.
Kommt keine Abfrage zustande, erhält die Software den Prüfnachweis 3. Da dieser besagt, dass es keine Rückversicherung seitens der Krankenkasse gegeben hat, verweigert der Fachdienst normalerweise die Herausgabe von E-Rezepten.
Jetzt soll der Fachdienst angewiesen werden, solche Ergebnisse trotzdem zu akzeptieren. Das ist theoretisch ein Sicherheitsrisiko, denn im Grunde könnten auch E-Rezepte abgefordert werden, wenn der Patient gar nicht in der Apotheke ist. Allerdigs wird dieses Problem gerade als das kleinere Übel angesehen.
Allerdings gab es zunächst noch Probleme. „Der Schalter klemmt. Die Mitigation verzögert sich leider auch.“ Daher bestehe die Störung bei den Betroffenen weiter. Hintergrund sei ein gescheiterter autorisierter Change, ein Rollback sei in Prüfung. Kurz vor Mittag meldeten dann die ersten Apotheken, dass die Technik wieder laufe. Von der Gematik kam auch nach 12 Uhr noch keine Entwarnung.
Am Morgen war die Störung aufgetreten; ab 8 Uhr wurden im Intervall von fünf Minuten plötzlich jeweils 4000 Anfragen abgewiesen. Zweitweise waren es sogar 5500 Störungsmeldungen in diesem kurzen Zeitraum, später pendelte sich die Zahl bei 2000 ein.
Das Problem betrifft nicht nur Kunden, die die Software von CGM benutzen. Welcher Intermediär genutzt wird, ist im jeweiligen Konnektor konfiguriert. Weitere Anbieter sind Arvato, T-Systems und Rise. Laut dem TI-Lagebericht betrifft der Ausfall 20 Prozent der Systeme.