Zu wenig Softwareanbieter und Kassen

E-Rezept: Gematik klagt über geringe Beteiligung

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Berlin -

Am 1. Dezember soll die bundesweite Erprobung des E-Rezepts starten – nicht flächendeckend, wie bis Ende November angenommen, sondern nur in „ausgewählten Pilotpraxen und -apotheken“. Doch mit Stand zum 1. Dezember muss diese Auswahl erst noch vorgenommen werden: Am Mittwoch hat die Gematik die Anmeldung offiziell eröffnet. Dabei zeigt sie sich in ungewöhnlich offener Weise unzufrieden mit der bisherigen Beteiligung der EDV-Anbieter und Kassen.

Über 90 Prozent Marktanteil haben die Anbieter von Praxisverwaltungssystemen (PVS), die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bereits für den E-Rezept-Betrieb zertifiziert wurden, erklärte die Gematik, als sie die Zusammenstreichung des bundesweiten Roll-outs bekanntgab. Nun, genau eine Woche später, reicht sie eine nicht unerhebliche Information nach: „Trotz des mehrfachen Angebots haben bisher nur vier Praxisverwaltungssysteme an der Testphase teilgenommen“, so die Gematik am Mittwochnachmittag.

Auch die Anzahl der aktuell aktiv beteiligten Krankenkassen sei noch zu gering. Bisher handelt es sich demnach nur um zwei: die AOK Nordost und die IKK BB. „Die nun bundesweite Testphase sollte von möglichst vielen Softwareanbietern und Krankenkassen aktiv genutzt werden, um den flächendecken Start des E-Rezepts optimal vorzubereiten“, fordert die Gematik deshalb nun. „Denn nur dadurch lassen sich die verschiedenen Konstellationen der Systeme auf allen Seiten (Praxen, Apotheken, Krankenkassen) durchspielen.“

Als würde die geringe Beteiligung von Softwareanbietern und Krankenkassen nicht schon Problem genug sein, läuft es offensichtlich auch technisch noch nicht rund: Im Fokus werde nun der Abrechnungsprozess stehen, kündigt die Gematik an. In den vergangenen Wochen hatten sich dort ernste Probleme gezeigt. Zwar hatten der Bundesverband Deutscher Apotheken-Softwarehäuser (Adas) und der Bundesverband Deutscher Apothekenrechenzentren (VDARZ) Berichte darüber vorsichtig zu dementieren versucht, doch auch hier fährt die Gematik in die Parade und erklärt nun, dass noch großer Handlungsbedarf bestehe, damit E-Rezepte künftig – also in vier Wochen – reibungslos abgerechnet werden können: „Woran nun mit Hochdruck gearbeitet werden muss, ist der reibungslose Prozess der Abrechnung zwischen den Abrechnungszentren, den Krankenkassen sowie deren technischen Dienstleistern.“

Bisher noch nicht geäußert hat sich die Gematik zu der unmittelbar zuvor veröffentlichten Erklärung ihrer Gesellschafter. Darin erheben die Spitzenverbände und Kammern von Apothekern, Ärzten, Zahnärzten und Krankenhäusern teils schwere Vorwürfe gegen die Gematik und das Bundesgesundheitsministerium (BMG): Demnach wurde die Mittwoch begonnene bundesweite Testphase gegen den Willen der Leistungserbringer kraft der 51-prozentigen Mehrheit im Gesellschafterrat durchgedrückt.

Und die Leistungserbringerverbände gehen noch weiter. Sie werfen der Gematik vor, die Öffentlichkeit bisher über den Verlauf der E-Rezept-Erprobung getäuscht zu haben. „Mit großer Skepsis sehen die meisten Gesellschafter der Gematik deren öffentliche Aussage, dass die bisherige Testphase zur Einführung des Elektronischen Rezepts ‚erfolgreich‘ verlaufen sei“, heißt es in der Erklärung. „Das Gegenteil ist der Fall: Tatsächlich sind die Tests in der Fokusregion Berlin-Brandenburg nicht aussagekräftig.“

Das E-Rezept ist demnach auf Grundlage der bisherigen Erprobung weit davon entfernt, dass man es Anfang Januar guten Gewissens einführen könnte. So hätten in der ursprünglichen Testphase bis Ende September sogenannte „Mengengerüste“ erreicht werden sollen, die als Qualitätskriterien dienen. Ziel sei gewesen, vor dem bundesweiten Roll-out mindestens 1000 echte Rezepte durchlaufen zu lassen. „Aber selbst nach einer Verlängerung bis Ende November wurden diese noch immer nicht erreicht.“ Stattdessen seien in den ersten fünf Monaten der Erprobung lediglich 42 echte E-Rezepte verarbeitet worden.

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