E-Rezept-Einführung: Shop-Apotheke ist dabei APOTHEKE ADHOC, 07.05.2021 10:49 Uhr
Nur 120 Apotheken in Berlin und Brandenburg sollen zu Beginn das E-Rezept erhalten können – und der Versender Shop Apotheke. Das erklärte CEO Stefan Feltens am Donnerstag: Man werde in der Lage sein, elektronische Verordnungen aus der Pilotregion zu empfangen und zu bedienen. Direkt zum 1. Juli werden aber noch keine E-Rezepte nach Venlo gehen. Shop Apotheke muss erst noch die Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zur Anbindung von Drittanbieter-Apps abwarten. Die soll allerdings noch im Juli kommen.
99 Prozent der deutschen Apotheken sind in der ersten Phase der Einführung des E-Rezepts nicht dabei. Shop Apotheke schon. „Wir haben gerade die Bestätigung erhalten, dass wir in der Lage sein werden, elektronische Verordnungen aus der Testregion Berlin-Brandenburg zu erhalten, wenn sich ein Kunde entscheidet, sie an uns zu senden“, erklärte Feltens am Donnerstag in einem Investorengespräch. „Das wird uns ermöglichen, unsere Prozesse und Systeme zu erproben. Wir werden in der Lage sein, als Online-Apotheke ein Teil der Testregion zu sein.“
Die Meldung, dass der Start zunächst auf eine Modellregion beschränkt wird, hat bei Investoren und Analysten für Aufregung gesorgt. Immerhin sollen Rx-Medikamente der wichtigste Wachstumsbereich werden, potenziell mit Milliardenumsätzen. Von „Noise“ am Markt war im Call die Rede, wobei man die Ausführungen von Gematik-Chef Dr. Markus Leyck-Dieken im Interview mit APOTHEKE ADHOC besonders aufmerksam verfolgt hatte. Die Task Force Rx bei Shop Apotheke sei aber in permanentem Austausch mit Gematik, Bundesgesundheitsministerium und anderen Beteiligten wie etwas dem IT-Konzern Compugroup Medical (CGM), der bis zum Jahresende die Praxen anbinden müsse. Bei CGM sei es zwar knapp geworden, allerdings habe Shop-Apotheke auch von dort kürzlich die Bestätigung erhalten, dass das Softwarehaus die Fristen halten kann.
Wie die Anbindung technisch funktioniert, wollte Feltens nicht erklären, sondern verwies lediglich auf die Spezifikationen der Gematik. Demnach gibt es zwei Möglichkeiten, ein E-Rezept zu übermitteln, wie Feltens richtig erklärte: Erstens kann es über die zentrale Gematik-App verschickt werden, zweitens kann es in Apps von Drittanbietern importiert werden. Letzteres wird nach Lage der Dinge aber zum 1. Juli noch nicht möglich sein. Zwar werden mit dem am Donnerstag vom Bundestag verabschiedeten Digitale Versorgung und Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) die rechtlichen Grundlagen dafür geschaffen. Allerdings muss das BMG im Nachgang noch per Rechtsverordnung eindeutig definieren, welche Rezeptdaten genau aus der Gematik-App an die Drittanbieter gehen dürfen.
Das kann theoretisch nur der 2D-Code sein – der lediglich der Schlüssel zum eigentlichen Rezept ist. Allerdings könnten auch sämtliche auf dem Ausdruck des Rezepts abgebildeten Daten übermittelt werden dürfen – oder aber alle denkbaren Abstufungen zwischen diesen beiden Extremen. Shop Apotheke habe gute Kontakte auf Arbeitsebene zur Gematik, so Feltens am Donnerstag. „Aber auch wir müssen noch auf die finale Verordnung des Gesundheitsministeriums warten.“ Weitere Informationen zur Beteiligung an der E-Rezept-Modellregion wollte Shop-Apotheke auf Anfrage nicht geben.
Die Regelungen der im Juli erwarteten BMG-Verordnung gelten nicht nur für die Apps der Versandapotheken, sondern für alle Drittanbieter-Apps – und damit auch für die Plattformen, an die die Vor-Ort-Apotheken angeschlossen sind. Entsprechend dürfte es zu Beginn des Modellprojekts in Berlin-Brandenburg auch für die teilnehmenden Apotheken nur den Weg des ausgedruckten E-Rezepts oder der Übermittlung direkt aus der Gematik-App geben.
Welche Apotheken ab dem 1. Juli in der Lage sein sollen, E-Rezepte zu empfangen, steht ebenfalls noch nicht fest. Nach Angaben der Gematik werden diejenigen Apotheken „bevorzugte Partner der Testphase“ sein, die bereits im Rahmen der Zukunftsregion Digitale Gesundheit (ZDG) in Berlin-Brandenburg für den Deutschen Apothekerverband (DAV) E-Rezepte getestet haben. Als Teilnehmer sind dort allerdings nur 51 Apotheken aufgezählt, die zur Überführung in das Gematik-Projekt noch ihre Zustimmung geben müssen. „Die Testphase wird ab dem 1. Juli 2021 starten, so dass die Teilnehmer:innen bis zum gesetzlich verbindlichen Starttermin am 1. Januar 2022 über einen großen Erfahrungsvorsprung verfügen. Sie sind optimal auf die neuen Prozesse eingestellt und beherrschen problemlos und sicher den Versorgungsablauf mit der neuen E-Rezept-Lösung“, erklärt der DAV auf der dazugehörigen Seite.
Weitere Apotheken werde das ZDG-Projekt in Abstimmung mit dem Berliner Apothekerverein zudem gezielt ansprechen und dabei „auch auf die lokale Nähe zu den teilnehmenden Ärzten“ achten, so die Gematik. Die restlichen rund 18.500 Apotheken in Deutschland sollen dann im Laufe des vierten Quartals schrittweise angebunden werden, „sodass alle (Zahn)Ärzte und Apotheker bis zum 01. Januar 2022 ausgestattet werden können“, beteuert die Gematik.