E-Rezept: Versender wollen Gematik überzeugen Patrick Hollstein, 31.10.2023 14:39 Uhr
Die Versender haben eine eigene Technologie für die Übermittlung des E-Rezepts entwickelt – und hoffen, dass Bundesgesundheitsministerium (BMG) und Gematik diese nicht nur anerkennen, sondern auch übernehmen. Im Hintergrund schwingt die Drohung einer EU-Klage mit.
Entwickelt wurde das Verfahren vom Branchenverband EAEP (European Association of E-Pharmacies). Versicherte müssen dann ihre NFC-fähige eGK auf das NFC-fähige Telefon halten. Dann erfolgt automatisch die Aufforderung, die letzten sechs Ziffern der Kartennummer einzugeben. Sobald dies geschehen ist, können die Patienten über die App der jeweiligen Versandapotheke ihre E-Rezepte einsehen und in den Warenkorb legen.
Laut Olaf Heinrich, neuer CEO von Redcare, ist es das Ziel, dass die Gematik das Verfahren zu einem eigenen Produkt macht. Dann könnte es nicht nur von den beiden großen Versendern DocMorris und Shop Apotheke genutzt werden, sondern von allen Apotheken. Die Gespräche mit BMG und Gematik verliefen sehr konstruktiv, man gehe davon aus, dass das Verfahren vor dem Jahreswechsel eingeführt werden könne.
Warum vor dem Jahreswechsel? Weil dann das E-Rezept verpflichtend eingeführt werde und Versender sonst diskriminiert würden. Heinrich erinnerte an die Beschwerde bei der EU-Kommission. Noch habe man keine Antwort erhalten, aber man sehe sich in der Pflicht, seine Rechte auch auf juristischem Weg durchzusetzen. Ob man die Beschwerde, in der es ja auch um das Verbot von Rx-Boni ging, zurückziehen werde, wenn das eGK-Ersatzverfahren eingeführt werde, wollte Heinrich nicht verraten.
Nicht nur für die Versandaktivitäten ist die Alternative zum Einstecken der eGK überlebenswichtig, sondern auch für Lieferdienste. Zuletzt war es um Mayd & Co. sehr ruhig geworden, in Berlin etwa sind kaum noch Fahrradkuriere zu sehen. Auch bei GoPulse/FirstA sei man hinter den Erwartungen, wie Finanzvorstand Jesper Eenhorst einräumt: „Die Übernahme fand mit Blick auf das E-Rezept statt. Wir sehen jetzt eine Wachstumsdynamik, sind aber nicht dort, wo wir sein wollten.“