Schon 5000 Einlösungen

E-Rezept: „Die eGK ist wie ein schwarzes Loch“

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Berlin -

Rund 5000 E-Rezepte hat Susanne Pisinger, Inhaberin der Apotheke am Cherbonhof in Bamberg, seit diesem Frühjahr bereits beliefert. Richtig ausgereift sei die Thematik bei Weitem noch nicht: „Es tauchen immer wieder Probleme auf, die es beim Papierrezept so nicht gab. Die Dokumentation ist aufwendiger und bei Sonderwünschen der Kunden kann es manchmal schwierig werden“, so die Inhaberin. Aber es gibt durchaus auch positive Aspekte.

Die Arztpraxis in direkter Nähe zur Apotheke habe schon im vergangenen Jahr begonnen, vereinzelt E-Rezepte auszustellen: „In diesem Jahr ging es dann richtig los, so dass wir seit Frühjahr eine Vielzahl von E-Rezepten bearbeitet haben. So konnten wir eine Menge Erfahrung sammeln“, sagt Pisinger, deren Apotheke mittlerweile rund 5000 E-Rezepte eingelöst hat.

Bei der Bearbeitung lief längst nicht alles glatt: „Eines der größten Probleme ist die elektronische Gesundheitskarte (eGK). Die Menschen sehen einfach nicht, was verordnet wurde und wieviel. Es gleicht einem schwarzen Loch. Da mussten wir uns erst zusammen mit den Patienten rantasten“, so die Approbierte. „Wir hatten einen Patienten, der um die 20 Medikamente verordnet bekommen hat. Zunächst sah ich aber beim Einlesen nur drei Verordnungen.“ Erst auf Nachfrage und abermaligem Stecken der Karte habe man dann gesehen, dass sich noch weitere Verordnungen in der Cloud befinden: „Sowas muss man auch erst lernen und sich daran gewöhnen“, so Pisinger.

So kam es auch schon vor, dass sie alte Verordnungen beim Stecken der Karte entdeckte: „Manche Patienten vergessen schlicht die Karte in der Apotheke einlesen zu lassen. Wir haben neulich schon sechs Wochen alte Verordnungen entdeckt, und die Patienten waren ganz überrascht, dass sie noch etwas bekommen müssen“, so Pisinger.

Kostet mehr Zeit

Insgesamt halte sie der Dokumentationsvorgang beim E-Rezept viel mehr auf, als es beim Papierrezept der Fall war: „Im Nachtdienst beispielsweise, wenn ich Sonderkennzeichen verwende oder stückele, um die Patienten zu versorgen, habe ich sonst die Papierrezepte im Nachhinein in Ruhe beschrieben und die Sonderkennzeichen gerechtfertigt. Das ist bei E-Rezepten nicht mehr so einfach möglich. Ist der Vorgang abgeschlossen, ist es derart umständlich, abermals in den Vorgang reinzugehen, dass man es lieber gleich erledigt“, so Pisinger.

Hinzu komme die Bearbeitungsdauer von 28 Tagen: „Das Rezept muss innerhalb von 28 abgeschlossen bearbeitet sein. Kommt Patient XY aber am 27. Tag und ich muss was bestellen, was vielleicht obendrein nicht sofort lieferbar ist, dann wird es schwierig“, so die Inhaberin. Solch einen Fall hat sie gerade erst retaxiert bekommen: „Der Grund war die zu späte Dokumentation im entsprechenden Feld. Ich habe Einspruch erhoben und Screenshots mitgeschickt, die belegen, dass es alles seine Richtigkeit hat. Ich kann aber nur abwarten“, so die Apothekerin.

„Vieles ist schwammig“

Man hänge beim E-Rezept viel in der Luft, bemängelt sie. Manchmal standen fünf Patienten gleichzeitig in der Apotheke, nur um auf die Signatur des Arztes zu warten: „Man rief dann in der Praxis an und bat um die Signatur, damit man die Leute versorgen kann. Das ist aber mittlerweile schon gut mit der Arztpraxis eingespielt, sie signieren größtenteils zeitnah“, so die Inhaberin.

Pisinger findet durchaus auch positive Aspekte zur Digitalisierung und zum E-Rezept: „Hat man alle Medikamente in der Apotheke und die Kunden haben keine Sonderwünsche, klappt es bei vielen Vorgängen gut. So finde ich es beispielsweise enorm vorteilhaft, dass die Patienten nicht zurück zur Praxis müssen, wenn es Änderungen am Rezept gibt“, so Pisinger.

Nach telefonischer Rücksprache lade die Praxis die Verordnung erneut in die Cloud und etwa fünf Minuten später sei das Rezept abrufbar. „Ich würde es trotzdem gut finden, wenn man kooperativer mit den Ärzten und Apotheken umginge und es eine einjährige Friedenspflicht geben würde. Eine Retaxation wegen fehlender Chargen oder später Dokumentatiom dürfte es vorerst nicht geben.“

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