E-Rezept: „Das läuft überhaupt nicht!“ Katharina Brand, 02.01.2024 15:37 Uhr
Seit Jahresbeginn sollen Arztpraxen das E-Rezept flächendeckend nutzen. Während die Apotheken seit Monaten bereit für die Umstellung sind, scheitert es zum Start heute vielerorts – mit technischen Problemen bei den Mediziner:innen, sofern diese denn überhaupt auf den digitalen Weg umgestiegen sind.
Im niedersächsischen Cloppenburg scheint noch alles beim Alten zu sein, „Wir sind startklar“, erzählt eine Apothekerin. „Aber die Ärzte stellen weiterhin überwiegend Muster 16 aus.“ Technisch gesehen gebe es keine Probleme – nur die Arztpraxen müssten jetzt mitziehen.
Eine Pharmazeutin einer anderen Apotheke der 35.000-Bewohner:innen starken Stadt bestätigt diese Aussage: „Die meisten Rezepte, die ich heute in der Hand hatte, waren Muster-16-Rezepte. Im gesamten Team hatten wir heute insgesamt zwei E-Rezepte. Der Umstellung bei den Ärzten ist noch nicht so durchschlagend.“ Die Belieferung der zwei Rezepte sei aber reibungslos gewesen: Auch diese Apotheke ist bereit für die digitale Variante des Rezepts.
„Learning by doing“
Inhaberin Ferda Hömke aus der Achtsam-Apotheke im nordrhein-westfälischen Dorsten sieht insbesondere Sonderfälle des E-Rezepts sportlich: „‚Learning by doing‘, sage ich immer zu den Kunden. Das ist natürlich echt riskant im Hinblick auf Retaxationen.“ Als Beispiel nennt sie ein Migräne-Präparat, das wegen Nichtverfügbarkeit auf dem deutschen Markt als Einzelimport beschafft werden muss. Wie das genau in der Umsetzung mit dem E-Rezept funktioniere, sei nicht eindeutig zu beantworten und bei speziellen Einzelfällen nicht aus dem Ärmel zu schütteln.
Bezüglich des ersten verpflichtenden Tages für das E-Rezept merkt Hömke an: „Heute ist nichts anders als sonst. Die Belieferung von alltäglichen E-Rezepten läuft völlig okay.“
Updates mit Problemen
In der Paracelsus-Apotheke von Asma Lahmar herrscht hingegen Chaos: „Das läuft überhaupt nicht, das ist eine Katastrophe!“ Die Apothekerin aus Aachen ist frustriert. Die zwei Ärzte bei ihr im direkten Umfeld, ein Hausarzt und ein Orthopäde, können derzeit nicht regulär E-Rezepte ausstellen.
Der Ausfall und die Umstände behindern im Tagesgeschäft gravierend. „Die Ärzte haben zwar schon auf E-Rezept umgestellt. Aber wegen irgendwelcher Updates bekommen sie die Rezepte nicht ins Portal.“ Der Work-around über QR-Code und Papierausdruck funktioniert bedingt, denn auch Lahmars Software von ADG mache Probleme.
Die Kund:innen sind hingegen ganz gut aufgeklärt über die neue digitale Umstellung, auch die älteren Leute begreifen das inzwischen gut und nehmen die Änderung an. Bis zum 29. Dezember hatte auch sie daher keine Problem, dafür geht es heute drunter und drüber.